Eigentlich hätte ich euch heute am liebsten davon erzählt, dass ich nun gestern ENDLICH Broccoli gehabt habe (siehe Bild). Aber nein, man macht mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung.
Ich durfte musste mich ja schon einmal über das leidige Thema Blutspenden auslassen. Geändert hat sich eigentlich nichts, ausser dass laut diesem Artikel nun die Bestimmung gelockert werden soll. Gelockert klingt ja eigentlich gut, oder? Aber nein.
Im Musterfragebogen auf blutspende.ch gibt es einen Punkt «Treffen eine der folgenden Risikosituationen für Sie zu?». Die Frage ist super und eigentlich sind auch fast alle «Risikosituationen» total in Ordnung. Risikosituation C ist aber zum Beispiel: «Sexuelle Kontakte unter Männern seit 1977» und das ist nicht in Ordnung. Das Problem an HIV ist nicht Schwulensex und das sollte mittlerweile allen klar sein.
Ich habe mich nun etwas tiefer mit dem Thema auseinandergesetzt und in einer FAQ-PDF auf blutspende.ch habe ich dann die wichtigsten Kriterien zur Blutspende gefunden:
- Guter Gesundheitszustand
- Alter für Erstspender zwischen 18 und 60 Jahren,
für Mehrfachspender bis 75 Jahre
Mehrfachspender über 65 bis 75 Jahre müssen in bestimmten Abständen vom Spendearzt freigegeben werden. - Mindestens 50kg schwer
Das entnommene Blutvolumen muss kleiner als 13 Prozent des gesamten Blutvolumens sein. Bei einem Gewicht unter 50 kg kann diese Vorgabe nicht mehr gewährleistet werden. - Keine grösseren Operationen und keine Geburt
in den letzten zwölf Monaten
Bei Operationen und Geburten kann es zu Blutverlust kommen. Der Körper braucht seine gesamten Reserven, um so schnell wie möglich zu heilen. - Kein Risikoverhalten
(Drogen, neue und wechselnde Sexualpartner)
Gewisse Verhaltensweisen erhöhen statistisch gesehen die Gefahr der Übertragung von gefährlichen Infektionskrankheiten. Im Interesse der Blutempfänger müssen solche Risikosituationen berücksichtigt werden. - Keine Einnahme bestimmter Medikamente
- Wartefristen nach Aufenthalten in Ländern mit
spezifischen Infektionskrankheiten
In vielen Ländern herrscht ein erhöhtes Risiko, sich mit Infektionskrankheiten wie Malaria oder dem West-Nil-Virus anzustecken. Um die Risiken einer Übertragung für Blutempfänger möglichst auszuschliessen, müssen je nach Land und Infektion verschiedene Wartefristen eingehalten werden. - Keine Tätowierungen oder Piercings innerhalb der
letzten vier Monate
Bei Tätowierungen oder Piercings treten kleine Verletzungen auf. Diese können Eingangspforten für Bakterien und Viren sein. Damit eine Entzündung oder eine Infektion ausgeschlossen werden kann, gilt eine Wartefrist von vier Monaten. - Keine Aufenthalte im Vereinigten Königreich (UK) von mehr als sechs Monaten zwischen 1980 und 1996
- Keine Bluttransfusion erhalten seit 1980
Der Grund für die Kriterien 9 und 10 basiert auf der vCJD-Krankheit (Variante Creutzfeldt-Jakob-Krankheit). Mehrere Fälle dieser Krankheit traten seit 1980 in Grossbritannien und Nordirland auf. Da eine Übertragung via Blut möglich ist, musste die Blutspende SRK Schweiz diesen vorsorglichen Ausschluss vornehmen.
Und was halte ich davon? Ich finde diese Punkte durchs Band alle super und perfekt und nötig. Das Problem ist aber, dass beim Ausarbeiten des Fragebogens dann plötzlich Homosexualität als «Verhalten» interpretiert wird. Das ist schon mal ein grosses Problem. Genau deshalb haben sie wahrscheinlich die Wortwahl im Fragebogen von «Risikoverhalten» zu «Risikosituation» verändert.
Nun will man das ja aber lockern: Neu soll nicht mehr «Sexuelle Kontakte unter Männern seit 1977» sondern «Sexuelle Kontakte unter Männern innerhalb der letzten 12 Monate» stehen. Leider bringt das überhaupt nichts. Sollen Homosexuelle nun also ein Jahr lang abstinent leben, damit sie Blut spenden können?
Dazu ein kleines Realweltbeispiel: Ich lebe seit 7 Jahren mit demselben Partner zusammen und hatte in all dieser Zeit nur mit dieser einen Person «sexuelle Kontakte». Und oh mein Gott, das wird euch nun alle so schockieren, diese Person ist auch ein Mann. Natürlich könnten wir schon seit Jahren mit diversen Krankheiten verseucht sein. Wären wir aber Heteros, dürften wir ohne Probleme Blut spenden. Bei Heteros reicht eine monogame Beziehung von mindestens 4 Monaten. Dummerweise können sie aber genauso verseucht sein.
Warum? Ganz einfach: HOMOSEXUALITÄT SAGT NICHTS ÜBER PROMISKUITÄT ODER GESUNDHEIT AUS.
All dies gilt im Übrigen auch für «Gewerbsmässige sexuelle Kontakte». Die Frage über den Gesundheitszustand einer ehemaligen Prostituierten wird nämlich genauso klar mit allen anderen Punkten abgedeckt.
Ich schlage deshalb vor, die Risikosituationen folgendermassen anzupassen:
- a) Wechsel der Sexualpartnerschaft in den letzten 4 Monaten oder sexuelle Kontakte (geschützte oder nicht geschützte) mit wechselnden Partnern/Innen in den letzten 12 Monaten
- b) Aufenthalt in Ländern mit erhöhter AIDS-Rate in den letzten 5 Jahren während mindestens 6 Monaten
- c) Injektion von Drogen, früher oder gegenwärtig
- d) Positiver Test für AIDS-Viren (HIV), für Syphilis oder für Gelbsucht (Hepatitis B oder C)
Und wer mir jetzt noch mit Statistiken kommen möchte: Dass die Infektionsrate bei Schwulen höher sein mag bestreite ich nicht. Was ist aber wenn man nur Schwule in monogamen Beziehungen betrachtet? Das ist nämlich die einzig wichtige Statistik in diesem Zusammenhang. Alle anderen «Risikofaktoren» werden bereits durch «Wechsel der Sexualpartnerschaft» abgedeckt. Denn wie gesagt:
Homosexualität und Promiskuität sind keine Synonyme.
Was meint ihr?
Herzlichen Dank fürs Lesen und Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
Cheers, Pfoffie
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