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Warum ist mir Freundlichkeit unangenehm?

Wo wir gerade (also Gestern UND VORGESTERN) von seltsamem Verhalten sprachen: Am Sonntag waren wir im neuen Subway im Kino Maxx in Emmenbrücke. Die Angestellten dort waren total freundlich, zuvorkommend, lustig und … das hat uns gestört.

Dazu noch einige weitere Beispiele: Wir gingen einkaufen im Coop mit Self-Checkout. Dann hat etwas nicht funktioniert und eine Servicekraft musste uns irgendwas drücken kommen. Sie war sogar freundlich und hilfsbereit. Dasselbe Spiel im IKEA. Dann waren wir im grossartigen Restaurant Soul Chicken. Die Leute dort sind so nett und zuvorkommend und lieb und freundlich. Das war uns total unangenehm.

Wenn wir eine Chance sehen, etwas zu konsumieren oder zu benützen, ohne dafür mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, ergreifen wir sie. Sei es Self-Checkout oder Sushi und Burger am Terminal bestellen. All dies tun wir nicht nur, weil es speditiver ist. Sondern auch, weil wir dann nicht mit anderen Menschen interagieren müssen. Nicht mit ihren Launen, seien sie gut oder schlecht, herumschlagen müssen. Und es scheint, die guten Launen sind schlimmer.

Es ist ja kein Geheimnis, dass ich gewissermassen ein Soziophobe bin. Sagen wir mal ein Soziophobe in Behandlung. Aber ich weiss nicht, ob es nur das ist. «Unfreundliche» Serviceangestellte sind mir aus irgendeinem Grund lieber. Vielleicht, weil sie distanzierter und schneller sind? Vielleicht weil die «aufdringlich» freundlichen meistens eine gewisse Coolness innehaben, welcher ich einfach nicht entsprechen kann. Freudig freundliche, offene, liebe Personen, die nicht meine Freunde oder mir sonstwie nah sind, lösen bei mir immer ein Gefühl des Unbehagens aus. Womöglich auch, weil eine solche kurzfristige Intimität etwas voraussetzt, das ich nicht habe: Ein generelles soziales Verständnis. Ich habe wohl einen zu niedrigen Verhaltens-IQ.

Womit wir schon wieder bei dem gleichen Thema sind: «sozial seltsam». Seit geschlagenen drei Tagen beschäftigt mich also ununterbrochen dasselbe. Ihr kennt mich und wisst, dass es eigentlich ein altes Thema ist. Nur kann ich inzwischen etwas distanzierter darauf schauen. Ich erkenne das Thema als vorhanden und als Problem an. Und ich kann es offensichtlich analysieren und weiss, dass es womöglich «falsch» ist.

Grundsätzlich geht es bei allen sozialen Problemen um dasselbe: Eine Partei (meistens ich) denkt zu viel nach. Wenn ich etwas peinliches tue, verfolgt mich das ewig. Wenn ich etwas falsch mache, verfolgt es mich ebenso. Wahrscheinlich hilft da eine «böse» Servicekraft; Da kann ich mir nämlich einreden, dass die ganz selber schuld sind und ja sowieso niemand versteht, wie man da etwas machen kann und wenn die sowieso so blöd und unfreundlich sind, ist das ja sowieso kein Wunder, dass das nicht funktioniert und und und und!

Auf der anderen Seite reagiere ich auf unfreundliche Menschen trotzdem mit: «Hier. Komme. Ich. NIE WIEDER. Hin!»

Unter’m Strich kann man es mir wohl einfach nicht recht machen. Ich muss mich einfach meinen sozialen Muskel mehr trainieren – oder mich damit abfinden, dass die meisten Erfahrungen mit anderen Menschen generell schlecht sind. Entweder weil sie wie erwartet unfreundlich sind, oder weil sie freundlich sind und ich dann so überrascht bin, dass mich das total aus dem Konzept bringt.

Es bleibt eine Frage übrig: Bin ich der einzige, dem das so geht?

Pfoffie
Das Soul Chicken ist aber übrigens wirklich super, womöglich sollte ich darüber mal bloggen?

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