Ein kleiner (Fast-)Tatsachenbericht in Kurzgeschichtenform.

05:30 in Luzern

Mit einem Ziel war ich aufgestanden. Es zu erreichen könnte sich als schwieriger herausstellen, als ich dachte. Schlendernd gehe ich durch meine Wohnung, mich fragend, ob’s denn um diese Zeit überhaupt schon Busse (die Mehrzahl von Bus) gibt. Die Katzen, die lieben guten, pressen mir ihr Köpfchen in’s Gesicht und springen auf mir herum. Mit dem gekonnten Griff eines Profis nehme ich die Box, öffne sie und greife Tief hinein. Ich hohle einen Teil des Inhalts und streue ihn vor mich hin. Die Katzen freuen sich, denn ich füttere sie gerade.
„Bis am aaabig“, sagend, verlasse ich die Wohnung auf den dunklen Flur. Die Stille, die hier herrscht, lässt das seltsame Klicken viel zu laut erscheinen. Es kommt näher. Mit jedem klickt blitzt es und wird heller. Bis alle Neonlichter auf dem Flur in hellem, weissen Licht erglüht sind.
Ein paar Minuten später trete ich auf eine tote Strasse. Sie ist leer, keine Fahrzeugförmigen Blutkörper schwimmen auf den Adern umher. Eine tote Stadt, so denke ich. Jäh werde ich jedoch aus dieser seltsam irritierenden Illusion geweckt, als ich erkenne, dass die Stadt nur im Winterschlaf ist und gerade am aufwachen ist.
Durch die Stadt schlendernd, weil die Busse zwar fuhren, jedoch in zu grossen Abständen, sammle ich nach und nach immer mehr Teile der Zeitungen zusammen. Auf einmal werde ich abgelenkt. Tanzend ziehen sie meine Aufmerksamkeit auf sich. Nachtfalter aus einer anderen Dimension rollen über den Boden. Ein seltsames Spiel ist es, dies zu sehen. Auf und ab. Fliegend kommen andere dazu und erst las ich näher komme erkenne ich, dass es sich dabei um Federn handelt.
Ich schlendere weiter, an Arterien vorbei, welche eindeutig langsam zu leben beginnen und erreiche kurze Zeit später mein Zieldestination. Ich warte. Ich warte weiter. Er kommt und schaue auf die Uhr um mir die Zeit zu merken. 0545. Ich frage mich, ob er immer zu dieser Zeit hier sein wird. An mir vorbei bleibt er stehen. Ich schaue ihn an und gehe auf ihn zu. Immer näher und näher. Als ich ganz nah bin, berühre ich ihn und habe mein Ziel endlich erreicht. Ich betrete den Bus und fahre zur Arbeit.

Guuuten Moorgen alle miteinander.


Kommentare

5 Antworten zu „05:30 in Luzern“

  1. Na, den wünsch ich Dir doch auch, auch wenns mittlerweile fast mittag ist…

    Greets

  2. Und wieso fährst du mitten in der Nacht zur Arbeit?

  3. Avatar von Michael Gauber
    Michael Gauber

    Ich frage mich, ob er immer zu dieser Zeit hier sein wird. An mir vorbei bleibt er stehen. Ich schaue ihn an levrai.de und gehe auf ihn zu. Immer näher und näher. Als ich ganz nah bin, berühre ich ihn und habe mein Ziel endlich erreicht. Ich betrete den Bus und fahre zur Arbeit. Warum so schwierig?

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