Auf dem Papier habe ich alles Nötige, um dazuzugehören. Ja, sogar um mächtig und einflussreich zu sein.
Ja, ich habe einen ethnischen DNA-Test gemacht. Und mir ist auch klar, dass dies nicht das Erste war, woran du gedacht hast. Du hast beim Intro bestimmt wieder an irgendeinen Gender-Gaga gedacht. Und sind wir ehrlich: Dazu komme ich sicher noch.
Die offiziell anerkannte, durch meine Mutter verbreitete und durch mich aufrechterhaltene Pfoffie-Lore besagt, dass ich zu einem Sechzehntel ungarisch bin. Und bevor wieder irgendwelche Aggressoren herumkreischen: Mein Ur-Uropa war Ungar, mein Uropa somit Halbungar, meine Oma Viertelungarin, meine Mutter Achtelungarin. Die mathematische Evidenz ist somit klar, Anita. Ein Sechzehntel macht übrigens genau 6,25 %. Mein Gulasch-Gen, Grund für meine Nähe zu Sisi, Erzsébet Báthory und Dracula. 6,25 % können ja nicht insignifikant sein – ich bin immerhin die fünfte Generation. Ein Quinto ohne soziale Verbindung zur eigenen Ururkultur wird ja wohl wenigstens genetisch noch irgendwas vorzuweisen haben.
Doch die Resultate meiner DNA-Analyse sprechen eine andere Sprache: Ich sei zu 3,5 % italienisch. Das sagt man ja von fast allen hier. An zweiter Stelle kommt Nordwesteuropa. Das ergibt Sinn; natürlich trage ich auch solche Gene in mir. Der Clou ist jedoch, dass die zweite Stelle die einzig andere Stelle ist: 96,5 %. Es ist sich sogar sicher, dass ich aus Luzern bin. An zweiter Stelle steht das Wallis – auch ein total offizieller familiärer Zweig väterlicherseits.
Aber Ungarn? Nein. Nicht mal entfernt. Nicht mal leicht gestreift mit 1 % oder so. Nichts. Angesichts meines konstanten Geredes darüber, wie ungarisch ich doch sei, und meines Versuchs, mich damit interessant zu machen, muss mich das natürlich voll aus der Bahn werfen. Noch am Tag davor sagte ich einem Freund, dass ich sicher alle für mindestens eine Woche mit den DNA-Resultaten nerven würde – vollkommen unabhängig davon, was sie aussagen.
Umso überraschender ist es, dass mir die Resultate komplett egal sind. Sie beweisen bloss, wie irrelevant solche Dinge sind. Etwas hat es dennoch ausgelöst:
Genetisch gehöre ich also so richtig dazu. Vollkommen unabhängig davon, ob ich akzeptiert wurde oder mich zugehörig fühle. Und wo wir grad dabei sind – ich hatte es ja schon foreshadowed: Ein Mann bin ich wahrscheinlich auch. Ich habe zwar nie meine Chromosomen getestet, aber bei meinen naturgegebenen phänotypischen Merkmalen kann man schon hart von einem grossen Y ausgehen.
So bin ich also ein messbar weisser, alter Mann. Die Basis aller Macht und allen Einflusses. Dennoch habe ich keinen und fühle mich stets abseits der Welt. Dies ist kein Plädoyer für Altweissmannakzeptanz, sondern bloss ein Beweis dafür, dass Prädispositionen nicht allgemeingültig sind.
Cheers, bis nächstes Jahr & happy Blogeburtstag. Wir hören uns nur einmal im Jahr und dennoch ist das, was wir haben echt.
Ich liebe dich.
Pfoffie
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