Das Ende sofortiger Befriedigung in den sozialen Medien?

Meine Gedanken zur Wultkultur und Instant Gratification.

Videoversion

Audioversion

Textversion

Ein Shirt, das sich über Supreme lustig macht, was denke ich mir? Ich bin der Letzte mit dieser Idee. #IAmSoOriginal. Aber auch das ist ein Symptom meines heutigen Themas.

Hast du gemerkt, dass ich weg war, vom Social Media? Für einen ganzen Monat! Ich habe zwar ab und zu ein ❤️ gegeben oder ein 👍🏻. Aber gepostet oder kommentiert habe ich nichts.

Böse Zungen nennen Instagram und Co. ja schon länger «Asoziale Medien» und vor Kurzem ist es auch mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Das Einzige was einen im Social Media wirklich interessiert, ist man selbst. Man umgibt sich mit Leuten, die die eigenen Meinungen teilen und wenn man etwas postet, erwartet man Zustimmung. Widerspricht jemand, wird diese Person niedergemacht von der Community. Man weiss ja, dass die meisten auf der gleichen Seite sind, wie man selbst.

Und selbst das soziale Verhalten, das man mit anderen hat, ist wertlos: Man scrollt gelangweilt durch Instagram, schaut sich die Bilder an. Wenn einen irgendwas zufälligerweise ein bisschen gefällt … gibt’s ein Doppeltap und ein ❤️ erscheint. Man freut sich, weil man jemanden unterstützt hat. Wer das ❤️ kriegt, freut sich, weil man gemocht wird. Man scrollt weiter und hat es sofort wieder vergessen.

Instant Gratification für alle.

Und alles was instant ist, ist eigentlich wertlos. Es geht nur noch um diese sofortige Befriedigung. Die sofortige Befriedigung, dafür seine Meinung kund getan zuhaben; einen bösen Kommentar auf einen dummen Beitrag geschrieben zu haben; an entfernte Bekanntschaft XY ein Herzchen verteilt zu haben, weil «der oder die ist ja Künstler und fotografiert so schön»; umgekehrt diese Bekanntschaft zu sein und von wildfremden Menschen Herzchen zu kriegen, weil «man ist ja Künstler und fotografiert so schön».

Und ich war mitten in diesem Mühlrad dabei und bin darin aufgegangen. Ich habe es geliebt, dieses Social Media. Zu Posten, Feedback zu erhalten. So wertlos es auch war.

Mit Social Media aufzuhören war unglaublich schwierig.

In meinen Feeds wurde so viel Schwachsinn gepostet. Zu so unterschiedlichen Themen:

  • Die, welche sich lieber über klimaprotestierende Kinder aufregten, anstatt über den Klimawandel
  • Oder andere, die denken sie würden Krank von Chemtrails
  • Selbst Leute mit der gleichen Meinung wie ich, welche diese aber einfach auf eine Art verkünden, die mir total gegen den Strich geht. Klar ist es scheisse, wenn man sich nicht impfend lässt. Impfgegner als Arschlöcher zu bezeichnen bringt aber auch keinem etwas.

Da sitz‘ ich dann vor Facebook und denke 🤬😤. Ich beginne hässig in die Kommentare zu schreiben. «Du hast keine Ahnung; du spinnst doch!»

Aber ich habe es nun für einen ganzen Monat nicht getan. Denn:

Ich möchte nicht mehr Teil dieser Wutkultur sein

Dieser Kultur, sich beleidigt zu fühlen. Offended Culture! Ich halte Social Media nicht generell für schlecht und ich möchte auch niemandem das Recht absprechen, wütend zu sein oder sich beleidigt zu fühlen. Persönlich möchte ich einfach nicht mehr auf diese Art daran teilnehmen. Mein Ziel sind direkte, offene und ehrliche Gespräche. Aber nicht, auf diese platte, öffentliche Art. Wo ich einfach meine Meinung hinschmeisse und auch noch halb beleidigend bin, gegen alle, die nicht dasselbe denken wie ich. Und sobald der Gegenwind ein bisschen harsch wird, ziehe ich mich sofort wieder zurück.

Ich habe viele Meinungen, starke Meinungen. Diese möchte ich natürlich auch kund tun, darüber reden. Das möchte ich auch öffentlich tun. Aber lieber auf eine Art wie diese hier, die hoffentlich ein bisschen konstruktiver, ausgeklügelter ist. Mit mehr Gedanken dahinter als einfach nur … Ich habe einen Kommentar gelesen, der hat mich ein bisschen wütend gemacht. Und ich habe nun 3 Minuten überlegt und eine Antwort geschrieben. Und das hätte niemandem was gebracht. Die andere Person wäre nun auch wütend und wird ihre Meinung niemals ändern. Ich ändere meine auch niemals. Diskutiert wurde nicht, man hat sich nur aufgeregt.

Mehr Zeit für meine Kunst

Dasselbe möchte ich auf für meine Kunst anwenden. Bisher habe ich jede Kleinigkeit, die ich erschaffen habe, direkt auf Instagram gepostet. Dafür habe ich dann so 50 Likes erhalten und mich total darüber gefreut. 25 von Bekannten, die anderen dank guten Hashtags. Jedes dieser ❤️ fühlte sich wie ein kleines, positives Feedback an. Das hat mich natürlich total gefreut.

Aber hat es mich auch weiter gebracht? Nachhaltig ist es nämlich nicht. Es geht für alle Beteiligten eben nur um diese instant Gratification. Man fühlt sich zwar kurz Glücklich, aber es bringt einen nicht weiter im Leben. Man bleibt immer nur gleich, genauso wie die immer gleichen 50 ❤️.

50 ❤️ sind toll. Aber sie machen mich nicht zu einem besseren Künstler. Geschweige denn einen erfolgreicheren. Mein Essen oder meine Miete zahlen sie leider auch nicht.

Zerschmetternde Kritik

Ich habe gemerkt, dass ich lieber eine einzelne, zerschmetternde, aber konstruktive Kritik erhalte. Als 50 eigentlich wertlose 👍🏻.

Fazit.

Aus diesen Gründen werde ich deshalb versuchen, mich weiterhin im Hintergrund des Social Media aufzuhalten. Wenn ich wirklich etwas besprechen will mit jemandem, werde ich diese Personen direkt persönlich ansprechen. Ich habe die Kontaktdaten ja.

Mit meiner Kunst und meinen Projekte werde ich es gleich halten: Viel weniger, dafür aber viel ausgearbeiteter und damit hoffentlich auch besser. Aber das ist ja immer so eine Ansichtssache und weiss man ja nie so genau. Aber das soll zumindest mein Ziel sein.

Klar werde ich weiterhin Dinge online veröffentlichen. Aber das meiste möchte ich eigentlich direkt mit Leuten besprechen. Dafür gibt es ja auch meinen WhatsApp-Kontakt.

Diese Art Feedback liebe ich. Die Leute fühlen sich viel direkter angesprochen und gehen auf die Dinge die ich sage und erschaffe viel mehr ein. Das fühlt sich grossartig an.

Bin ich anmassend?

Was meint ihr dazu? Ich habe immer etwas Angst, anmassend zu sein. Mein Ziel ist immer, dass alle so leben können, wie es jeweils am besten ist. Und es fühlt sich einfach so an, dass das mit dem aktuellen Onlineverhalten kaum möglich ist, weil man so wütend und beleidigt ist.

Alles positive ist viel zu kurzlebig und wertlos.


Kommentare

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.