Kummerfreitag und Terrorismus

karfreitagWir fliegen heute nach London und gehen davon aus, dass die Kontrollen am Flughafen dreimal schlimmer sein werden als sonst. Danke, Terrorismus. Ich wurde diese Woche einige Male gefragt, ob ich nach der Sache in Brüssel trotzdem noch nach London gehen würde. Grossbritannien und gerade die Hauptstadt seien doch genau auch eines dieser Ziele der Terroristen. Und gerade jetzt müsse man doch doppelt vorsichtig sein, man wisse ja nie, was passiert. Aber weiss man das jemals? Es kann einen stets immer und überall treffen. Der Terrorismus ist einfach aktuell der grösste Feind des «Westens» und er ist ein starker Gegner, ein fieser Gegner. Wahrscheinlich der fieseste, den es in der Geschichte jemals gab. Und am schlimmsten: Er ist gerade am Gewinnen. In diesem Krieg geht es nicht wie früher um Territorium oder «du hast was, das mir gehört!». Es geht dem Terrorismus um demoralisieren, es geht darum Angst zu schüren. Und das gelingt anscheinend ganz gut. Freunde von mir gehen wegen der Anschläge in Paris letztes Jahr nun nicht an die EM um nur ein Beispiel zu nennen.

Und bitte versteht mich nicht falsch. «Wir» führen keinen Krieg gegen den Islam und der Islam auch nicht gegen alle anderen. Es ist eine vergleichsweise kleine (und trotzdem beängstigend grosse) Gruppe von Leuten die «den Westen» anscheinend für dessen Fehlverhalten bestrafen wollen. Diese Menschen verstehen aber nicht, dass das einzige, was mit solchen Aktionen erreicht wird, mehr Fremdenhass ist. Sie schüren genau das, was sie verhindern wollen. Deshalb sage ich auch, dass der Terrorismus unser Feind ist. Obwohl der «IS» oder wer immer ihn anwendet, ist der Terrorismus auch deren Feind. Sie wissen es einfach nicht besser. Der Terror ist also nicht nur Feind des Westens sondern von allen. Selbst von denen, die ihn aktiv anwenden.

Eine Lösung für das Problem habe ich nicht. Ich bezweifle sogar, dass es eine Lösung gibt. Ich weiss, dass Fremdenhass keine Lösung ist und ich weiss dass Angst keine Lösung ist. Wahrscheinlich wäre der einzige Weg, einfach damit aufzuhören. Wenn sich eines Morgens einfach alle dafür entscheiden würden, friedlich zu sein. Aber wir Menschen sind so gut darin, wütend zu sein und noch besser darin, in diesem Zustand etwas Dummes zu tun.

Das klingt alles verbittert und hoffnungslos. Aber heute ist ja auch Karfreitag. Ein Tag der vor zweitausend Jahren erfunden wurde um an die kumulierte Hoffnungslosigkeit zu erinnern. Unabhängig davon, ob Jesus existierte oder nicht: Das Gefühl ist echt und passt zur aktuellen Lage. Aber mit dem Karfreitag steht auch die Ostern vor der Tür. Das pure Gegenteil, das zentrale Wunder jener Religion und Inbegriff der Hoffnung. Und auch wenn ich nicht an Gott glaube, so möchte ich doch an die Hoffnung glauben. Möchte glauben, dass die Auferstehung des Friedens vor der Tür stehen könnte.

Deshalb weigere ich mich, Angst zu haben. Weigere mich, mich dem Terrorismus zu unterwerfen. Und versuche weiterhin, vor allem Freude, Akzeptanz, Toleranz und Zusammengehörigkeit zu verbreiten. Lasst uns aufwachen, bevor wir wirklich irgendwen an irgendein Kreuz nageln. 🙂

Ich wünsche euch eine frohe und angstfreie Zeit.

Pfoffie


Kommentare

2 Antworten zu „Kummerfreitag und Terrorismus“

  1. Gueti Reis – viel Freude, Hoffnung und eine tolle gemeinsame Zeit!

    1. Vielen herzlichen Dank und gleichfalls!

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