Wer das Problem nicht bekämpft ist Teil des Problems

Muss man wirklich in jedem Krieg kämpfen? Und wichtiger noch: kann man es überhaupt?kriege

Ich halte mich ja für eine offene Person und akzeptiere so ziemlich jede Art Mensch in meinem nahen Umfeld. So natürlich auch Christen. Grundsätzlich unterstützen alle meine an Gott glaubenden Freunde meinen «Lebensstil». Ab und zu höre ich von ihnen aber Aussagen wie: «In meiner Gemeinde gibt es aber Menschen, die dich so nicht akzeptieren würden.» Eigentlich nehme ich solche Aussage zur Kenntnis, habe Mitleid mit diesen «anderen Menschen» und denke nicht mehr darüber nach. Seit man mir aber bei der kürzlichen Politikgeschichte durch die Blume Egoismus vorwarf, stimmen mich solche Aussagen nachdenklich.

Sollte ich mehr als reine Solidarität erwarten? Sollte ich von diesen Freunden verlangen, dass sie sich gefälligst proaktiv für mich und alle «meinesgleichen» einsetzen müssen? Ich fühlte mich schon fast als Teil der rassistischen Bevölkerung, weil ich mich öffentlich nur über die Eheinitative geäussert habe. Sind Menschen die Homophobie in ihrem Umfeld tolerieren also quasi «passiv homophob»?

Ich denke nicht. Man darf nie die andere Seite vergessen. Für den Christen im christlichen Umfeld wird es wohl mit mir auch nicht sehr einfach sein. Ich bin ja nicht nur schwul, sondern auch noch ein Atheist. Vielleicht wird erwartet, dass man mich missioniert, mich zum Glauben bekehrt oder eben vom Schwulsein heilt. Doch keiner meiner gläubigen Freunde tut das und ich bin froh darüber. Klar halte ich meinen Weg für den richtigen. Aber das liegt in der Natur der Sache. Hielt ich meinen Weg für falsch, verliesse ich ihn. Wie könnte ich also von irgendwem erwarten, dass man sich lautstark für meinen Lebenswandel einsetzt, wenn ich gleichzeitig nicht wirklich offen für den Lebenswandel meines Gegenübers bin?

Aus diesem Grund erwarte ich von meinen Freunden einfach nur das fairestmögliche Verhalten mir gegenüber. Niemand muss bei niemandem missionieren gehen. Es reicht, für sich selbst zu entscheiden, was das Richtige ist. Wenn sich jemand für mich einsetzt ist das grossartig, aber man kann das nicht von jedem erwarten. Oder ich zumindest tue es nicht.

Oder bin ich hier vollkommen naiv und illusioniert? Hmpf. Ich möchte glauben, dass es reicht, etwas vorzuleben und man nicht jedem alles zu indoktrinieren versuchen muss. Mir aber sollte vielleicht mal jemand die Fähigkeit indoktrinieren, schönere Sätze als den Vorherigen zu schreiben.

Christen sind übrigens in diesem Fall ein rein zufälliges Beispiel, weil ich dies aus meinem Leben kenne. Natürlich lässt sich das auf jedes Thema im Bezug auf Toleranz und Akzeptanz anwenden.

Pfoffie


Kommentare

2 Antworten zu „Wer das Problem nicht bekämpft ist Teil des Problems“

  1. Ich bin der Ansicht, dass Krieg immer eine destruktive Kraft ist und sie keine Veränderungen, im positiven Sinne bewirkt. Klar kann aus der Zerstörung neues erwachsen, doch ist dies im Sinne des Erfinders? Toleranz beginnt bei jedem selber und kann nur dann an seine Freunde und Mitmenschen weiter gegeben werden. Denn wer sich nicht selber toleriert, kann auch keine andersdenkenden Menschen tolerieren.

    Im Grunde ist es doch so, dass es egal sein sollte, ob jemand oben, unten, rechts, links, hinten oder vorne ist. Anders ausgedrückt. Spielt es eine Rolle, ob jemand Muslime, Jude, Christ, Buddhist, Hindi, Schiit, Homosexuell, Schwarz, Weiss, Dunkelhäutig ist oder er Blonde-, Braune-, Rote-, Grüne-, Blaue oder sonstige Haarfarbe hat? Toleranz beginnt bei jedem selbst, denn auch ich musste mich von der Indoktrinierung lösen, so dass ich heute bin, wer ich bin.

    Und kann ich wirklich von jedem erwarten, dass er/sie mir mit dem fairestmögliche Verhalten begegnet? Bei Freunden ist das natürlich etwas anderes, denn wenn mich jemand nicht so nehmen will, wie ich bin, wird er auch keinen Freund von mir.

    Ich glaube, dass ich nur das weiter geben kann, was ich bin und das was ich bin ist die Summe meiner Erfahrungen. Kämpfen tue ich jedoch nicht, denn dann beginne ich zu indoktrinieren und das ist das, was ich nicht will. Jeder soll für sich entscheiden können, was und wem er Glauben schenken will und wem nicht.

    Lebe das was Du bist und versuche dabei nicht andere zu indoktrinieren. Lebe es der Welt vor und glaube daran, dass Du das Gute weiter geben kannst. Sei ein Vorbild für Menschen, die Schwierigkeiten in der Toleranz haben und sei tolerant zu andersdenkenden.

    1. Sehr schön gesagt! Ich gebe dir vollkommen recht. Nicht zu kämpfen ist zentraler Teil des Tolerierens.

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