Der Schwarm

Vor weit mehr als einem Jahr habe ich mit dem Buch angefangen. Jetzt bin ich endlich durch. Hat es sich gelohnt?schwarm

Frank Schätzings «Der Schwarm» startet ominös und vielversprechend. Das Meer scheint sich plötzlich gegen die Menschheit zu wenden und zurückzuschlagen. Menschen sterben am Laufband und kein «Protagonist» ist sicher. Verschiedene Wissenschaftler, Militaristen und «Irgendwers» versuchen der Sache Herr zu werden und entwickeln verschiedene Theorien, was passiert und was man dagegen machen kann.

Der Schwarm ist anscheinend ein ziemlich dicker Schinken. Das hat man mir zumindest gesagt. Beim E-Book sieht man das ja schlecht. Und eigentlich ist der Schwarm auch ziemlich interessant und bisweilen unterhaltsam. Beide Eigenschaften schwanken aber. Sehr selten ist es spannend und faszinierend gleichzeitig. Meistens ist es nur eines davon und meines Erachtens zu oft gar keines. Das Buch ist nicht wirklich langweilig, aber es gibt schon die eine oder andere Stelle, die man bei dieser Länge eindeutig hätte weglassen -können- müssen.

Dem Autoren war es extrem wichtig hervorzuheben, dass seine Geschichte «nicht einfach ein Hollywoodfilm» ist. Eine ziemlich deutsche Einstellung. Doch das ist gar nicht das Problem. Was mich wirklich gestört hat ist, dass es einige Charaktere tatsächlich aussprechen mussten; weit mehr als ein, zwei Mal. Dazu kommt, dass die Handlung an einigen Stellen dann doch sehr (wirklich sehr) hollywoodartig wird. Es scheint mir Frank Schätzing dachte, sobald man sympathische Hauptcharaktere tötet ist es nicht mehr wie in einer Hollywoodproduktion.

Ein weiteres Problem sind die Dialoge. Sie sind nicht wirklich schlecht, aber ich war sehr oft verwirrt und wusste nicht, wer gerade sprach. Dass der Autor von den Charakteren immer nur die Nachnamen schrieb, diese in den Dialogen aber meist mit dem Vornamen angesprochen wurden. Womöglich war ich einfach zu blöd und unaufmerksam. Aber ich war nicht zu blöd, um zu merken, dass der Autor Deutscher ist. Gut, ich wusste es ja auch. Aber bei den Dialogen war es wirklich auffallend. Gerade bei den Amerikanern hatte ich immer entweder das Gefühl, sie reden wie Deutsche oder – noch schlimmer – wie Deutsche die so tun als wären sie «coole Hollywood Amerikaner». Eigentlich dachte ich, dass mich sowas nicht stören würde, tat es aber immens und riss mich ab und zu total aus der Stimmung.

Um zwischendurch auch Mal was Gutes zu sagen: Die Stimmung und die Spannung hat Schätzing sehr gut rübergebracht. Mir gefiel auch, wie gnadenlos einige Tode passierten. Denn sie passierten einfach – wie im echten Leben halt. Auch fühlte sich alles trotz der SciFi-Elemente einigermassen realistisch an. Sogar Computerdinge wurden bis zu einem gewissen Punkt glaubwürdig und wahrheitsgetreu wiedergegeben. Im letzten Abschnitt des Buches wurde dann das «Programmieren» ziemlich willkürlich und lächerlich.

Der letzte Abschnitt war sowieso generell problematisch. Das Buch wurde gegen Ende wirklich immer schlechter, mühsamer und nerviger. Ich kann gar nicht wirklich beschreiben warum, es war einfach das Gesamtpaket. Auch machten gegen Schluss einige Charaktere total unglaubwürdige Veränderungen durch. Veränderungen im Verhalten, die man als Leser wahrscheinlich hätte kommen sehen müssen, da die Personen nun einfach nur «ihr wahres Gesicht» zeigten. Das macht zum Beispiel Dan Brown auch sehr gern. Aber wie gesagt: Es war fernab von glaubwürdig.

Ich weiss, das klingt alles sehr negativ und ich gebe auch zu, auf Amazon würde ich dem Buch höchstens 3 Sterne geben. Aber wirklich schlecht war es nicht. Es war, wie gesagt, bisweilen sehr interessant und spannend. Auch gefallen mir die grundlegenden Einstellungen und Ansichten der sympathischen Charaktere. Mein liebstes Detail ist aber, dass es zwei Charaktere mit demselben Vornamen hat. Im echten Leben passiert das ständig, in der Literatur so gut wie nie.

Ich kann kein wirkliches Fazit daraus ziehen. Wer sich für das Szenario interessiert und nicht zu hohe Erwartungen an eine Auflösung hat, sollte den Schwarm wahrscheinlich lesen. Wer lieber eine solide, gute Geschichte lesen will, wird wohl enttäuscht sein. Ich selber bin nicht wirklich enttäuscht aber auch nicht unbedingt zufrieden. Hmpf

Hat jemand von euch das Buch auch gelesen? Wie fandet ihr es?

Cheers,
Pfoffie


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