Nie wieder #Kickstarter

Thematisch leicht mit gestern verwandt: Kickstarter enttäuscht mich ununterbrochen. kickstarterno

Eigentlich liebe ich das Konzept von Kickstarter ja. Jedermann kann eine Idee haben und die nötigen Gelder von vielen interessierten Fremden erhalten. Und wenn es keinen (oder zu wenige) interessiert, hat niemand Geld oder Zeit in den Sand gesetzt.

Davon habe ja auch ich mit Boken profitiert.

Aber es gibt auch eine Schattenseite. Natürlich sind die Produkte bei der Vorstellung meist nur Prototypen. Dass es Zeit braucht von der Idee zur Serienproduktion ist auch klar, aber leider wird diese Zeit immer öfter vollkommen falsch eingeschätzt. Von den 12 von mir unterstützten Kickstarterprojekten befinden sich 6 in einem Fegefeuer irgendwo zwischen Konzept und Produktion. Von diesen 6 sind 4 über die erwartete Zeit hinaus. Zum Beispiel das Katzenremoteüberwachungsspielzeug Kittyo, welches im Oktober 2014 (Zweitausendvierzehn) hätte ausgeliefert werden sollen.

Darunter haben ja auch die Unterstützer von Boken gelitten.

Das Problem ist halt, dass solche Dinge oft von Menschen ohne wirkliche Geschäftserfahrung erschaffen werden. Deshalb habe ich auch eine hohe Toleranz und viel Verständnis. Vor allem bei Projekten die fast ununterbrochen darüber berichten wie weit sie sind und wie’s läuft. Wie zum Beispiel Imbue, die ihr komplettes Design noch einmal ändern mussten oder eben dieses Kittyo, wo es irgendein Problem mit der Serienproduktion eines einzelnen Teiles gab.

Zunehmend wird aber Kickstarter auch von richtigen und etablierten Firmen infiltriert. Sie versuchen mit Hilfe von Kickstarter Ideen und Konzepte zu testen ohne dafür im Vorfeld viel Geld ausgeben zu müssen. Was absolut legitim und verständlich ist. Aber: Dann erwarte ich danach auch ein bisschen Professionalität und zumindest eine einigermassen realistische Zeiteinschätzung. Und vor allem Transparenz.

Als sehr schlechtes Beispiel muss ich hier Obduction an den Pranger stellen. Das nächste Computerspiel der Entwickler von MYST und RIVEN. Wenn es auch keine grosse Firma (mehr) ist, ist es trotzdem ein renommiertes Unternehmen mit sehr viel Erfahrung in der Entwicklung grosser Spiele. Sie haben auf Kickstarter über eine Million Dollar gesammelt. In einer Welt wo Spiele wie Tomb Raider 100 Millionen Dollar kosten ist das natürlich vergleichsweise wenig. Auf Kickstarter habe ich aber auch schon Spiele unterstützt die gerade mal 5’000 Dollar benötigten. Sie haben sich auch ein sehr grosses Zeitfenster von einem Jahr gegeben, das letzten Freitag ablief.

Viel vom Game gesehen haben wir noch nicht und vor einigen Wochen kam dann die Botschaft, man hätte Probleme mit einem Publisher und müsse nun leider «doch eine kleinere Variante» entwickeln. Gestern kam dann die Info, dass das Spiel «irgendwann im zweiten Quartal 2016 kommen würde». Das ist alles vollkommen verständlich und kann halt passieren. Aber dass sich ein so altes Studio wie Cyan Worlds über den Tisch ziehen lässt bereitet mir Sorgen. Und dass sie nicht früher über die Verspätung informiert haben auch. Es muss ihnen seit Monaten klar sein, dass sie den geplanten Releasetermin nicht schaffen werden.

Kickstarter kann für all dies ja nichts und man kann ihnen nicht böse sein. Aber es ist eine Tendenz die wohl nicht zu stoppen und vor allem bei keinem Projekt vorherzusagen ist. Deshalb habe ich mir vorgenommen, vorerst keine Kickstarterprojekte mehr zu unterstützen. Mal schauen wie lange ich das schaffe.

Was haltet ihr von Kickstarter und seinen Kollegen (Indiegogo oder so)?

Cheers
Pfoffie


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