Schwulsein und Broccolieben

So wurde ich erzogen: Es gibt uns Normale und komische Andere. Wir tolerieren sie, aber… Lustig: Ich bin einer davon. Meine Mutter fand es am Anfang eklig. Aber ich überredete sie es auszuprobieren. brocgayli

Ich weiss, das klingt unglaublich, aber meine Mutter meinte echt sie mag Sushi nicht. Dachtet ihr ich spreche von etwas anderem?

Kürzlich habe ich einen Artikel darüber gelesen, dass wieder irgendwer herausgefunden hat, Homosexualität liege in den Genen. Homosexuelle Zwillinge seien zum Beispiel ein starkes Indiz.

Ich verstehe dieses Drama nicht.

Alle wollen immer, dass es keine eigene Entscheidung ist. Aber warum ist das so wichtig? Damit (religiöse) Fanatiker mich nicht zum Umentscheiden zwingen können? Können sie das denn? Damit ich ein Argument für meinen Lebenswandel habe? Brauche ich das denn? Die Homo-Gegner werden uns nun einfach einen Gendefekt, eine Krankheit «vorwerfen». Sie werden immer etwas finden. Was ist das geringere Übel und wen interessiert deren Meinung überhaupt?

Der Wissenschaftler in mir möchte natürlich alles über die Gründe meiner Prädispositionen erfahren. Dann aber bitte auch, warum ich so gerne Broccoli habe, mir aber Rucola angewöhnen musste. Warum mag ich bis Heute weder Hip Hop noch Schlager? Warum gefällt mir Schreiben besser als Lesen? Immer wenn ich solche Aussagen mache, erhalte ich ungläubige, schockierte und vorwurfsvolle Blicke. «Das kann man nicht vergleichen!»

Wirklich nicht? Ob ich mir «Sex mit Frauen gut finden» genauso angewöhnen könnte wie Rucolaessen? Oder wäre es wie Hip Hop? Womöglich könnte ich mir ja sogar Hip Hop angewöhnen. Aber weder für das eine noch das andere sehe ich eine Notwendigkeit.

Ziemlich sicher bin ich schwul, nur weil mir seit jeher eingetrichtert wurde, dass man sich für eine Seite entscheiden muss. Und da meine «Prädisposition» offenbar stärker war als meine Angst vorm Aussenseitersein, bin ich wohl auf die Homoseite gerutscht. Oder ich wollte einfach zu denen gehören, die anders sind. Sei’s wie’s will: Gut für meinen Ehemann.

Stellt euch mal vor, man dürfte nur entweder Broccoli oder Blumenkohl mögen. Wehe man mag beides oder noch schlimmer: Keines davon. Es soll mir bitte jemand erklären, wie Sex zu dieser Sonderposition gekommen ist. Wenn man es wirklich wissenschaftlich anschaut, ist die sexuelle Vorliebe einfach nur eine Vorliebe.

Manchmal hinterfragen wir es, wenn jemand nicht dieselben Dinge mag wie man selber. Dennoch können wir meistens alle Menschen akzeptieren, auch wenn sich ihre Geschmäcker von unseren unterscheiden. Viele meiner Freunde lieben Hip Hop und hassen Broccoli. Es gibt sogar welche, die Sushi nicht mögen. Ich finde zwar solche sollten weder heiraten noch Kinder adoptieren dürfen. Ein Kind braucht Sushi UND  Broccoli. Ansonsten akzeptiere ich sie.

Das Erfreuliche ist… Ach, das erzähle ich euch am Mittwoch.

Cheers, pfoffie


Kommentare

Eine Antwort zu „Schwulsein und Broccolieben“

  1. […] das ist der am Montag versprochene Folgebeitrag. Der Montagspost endete ja mit «Das Erfreuliche ist …». Das zeigt […]

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