Oh! Meine Statistiken schossen Gestern in die Höhe. Ich danke euch für das überraschende Interesse und für jeden Klick. Ihr seid die aller aller Besten. Und ja, damit meine ich auch Dich, zufälliger Google-Leser. Heute kommt der dritte Teil meiner Geschichte «Biene» mit dem Titel «Die dritte Stunde».
Biene – Teil 3: die dritte Stunde
Mit dem Zwielicht kommt die Ruhe. Zumindest für dieses kleine, waldige Fleckchen. Vorher fuhr noch alle paar Minuten ein Fahrzeug vorbei, meistens wohl schweres, landwirtschaftliches Geschütz. Jetzt höre ich kaum noch etwas. Einige Grillen zirpen, wenige Abendvögel singen kurz und leise. Alles wird ruhig, alles wird entspannt. Ausser ich. Aus meinem halboffenen, nervös atmenden Mund tropft Speichel und mein Körper zittert. Panik hat sich breit gemacht. Bis in die äussersten Nervenenden spüre ich die Verletzungen. Jede Zelle meines Körpers ist schmerzerfüllt. Ich würde mich winden, würde zetern. Aber beides schaffe ich nicht. Mein Körper vibriert nur wirr vor sich hin und meine Lungen schaffen gerade mal ein leises Wimmern zu erzeugen. Ein Wimmern, während welchem ich vor Schmerz nicht gleichzeitig atmen kann. Ich wähle letzteres, obwohl ich nicht weiss, wie lang ich überhaupt noch zu atmen habe. Auf einmal tritt ein wunderbarer Hirsch zwischen den Bäumen hervor. Wunderschön, gross, stark und mit einem Geweih, das all diese Adjektive erneut verdient. Er sieht mir direkt in die Augen. Ich finde er sieht sehr jugendlich, fast kindlich aus. Aber so etwas kann ich natürlich nicht abschätzen. Ich habe keine Ahnung von Tieren. Nun streckt er zögerlich und langsam seinen Kopf nach mir aus und schnuppert schliesslich zurückhaltend an meinem Gesicht. Anscheinend interessiert ihn das aber nicht. Jetzt gilt seine Aufmerksamkeit der toten Biene. Das Moos am Boden ist grün, die Biene grellest gelb, sehr auffällig. Unter dem Atem des Hirsches bewegt sich der Verursacher meines baldigen Ablebens leicht. Oder ist es eine Verursacherin? Was für ein Geschlecht haben Bienen? Was ist das überhaupt für eine? Eine Drohne? Oder gibt es das nur bei Ameisen? Eigentlich macht es mich traurig, dass ich die Antworten auf diese Fragen nicht erfahren werde. Endlich hat der Hirsch sein Ziel gefunden: Die zerquetschten Pilze. Ob sie die ganze Zeit sein Ziel gewesen waren? Oder hat er sie gar nicht gesehen, nur gerochen und musste herausfinden, ob die Biene oder ich oder eben die Pilze so lecker rochen. Höchstwahrscheinlich wollte er aber nur sicherstellen, dass wir keine Gefahr (mehr) darstellen. Kluges Kerlchen! Wenigstens kenne ich sein Geschlecht. Aber jetzt stimmt irgendwas nicht mehr. Das Tier wurde von irgendwas aufgeschreckt und schaut ganz verängstigt über mich drüber. Ich höre ein leises Rauschen, nein, ein Summen. Jetzt ist es weg. Der Hirsch wirkt wieder ruhiger und macht sich an wieder vom Pilz zu fressen. Doch da ist das Geräusch schon wieder, viel näher, viel heftiger. Der Hirsch rennt weg und ich spüre ein kribbeln auf meinem Bein. Was könnte einen Hirschen so erschrecken? Das Kribbeln nimmt nicht ab sondern wird stärker.
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