Hintergrund zum normalsten Tod

Eine Person hat mich gefragt, wie ich auf die ganze Sache mit dem normalsten Tod gekommen bin. Aus diesem Grund zwinge ich euch allen nun einen kleinen Hintergrundbeitrag dazu auf. Ein Making-Of sozusagen. Tut mir leid, wenn es abgesehen von dieser einen Person niemanden interessiert. Aber es ist ja oft so, dass alle wegen einer Person leiden müssen. 🙂
Achtung: Ab hier gibt es Spoiler zu «Der normalste Tod»

makingof

Die Idee zu der Geschichte kam mir, wie so oft in letzter Zeit, auf dem Fahrrad. Das könnte daran liegen, dass Velofahrten meine einzige meditationsähnliche Beschäftigung ist. Im Zug schreibe ich oder schaue Netflix oder Youtube. Ich bin im Zug also inzwischen sehr beschäftigt. Es gibt kaum leere Kopfminuten, in denen mir einfach irgendeine wirre Idee in den Sinn kommen kann. Und selbst wenn, habe ich selten Zeit diese Ideen dann auch noch weiter zu verfolgen. Die Todesidee kam aber nicht von ungefähr, es gibt sogar eine kleine Geschichte, wie ich darauf kam:

Während ich fröhlich und angstfrei radelte, fuhr ich plötzlich über einen kleinen Kieselstein, der mich leicht aus der Spur brachte. Wahrscheinlich bestand keine Sekunde irgendeine wirkliche Gefahr. Aber es hatte sich natürlich trotzdem so angefühlt, als wäre ich gerade dem Tod entwischt. Kennt ihr auch solche Situationen? Die sind so überraschend und einschneidend, dass sie einen einige Tage, vielleicht Wochen verfolgen. In meinem Fall hat sowas dann zB. die Folge, dass ich für kurze Zeit ständig «extreme Angst» vor möglichem Kiesel habe. Da dachte ich: Eine sehr ängstliche Person würde dann wohl nie mehr Fahrrad fahren. Somit wäre zwar verhindert, von bösartigem Kiesel gekillt zu werden, sterben würde man am Ende aber trotzdem.

Damit war die Geschichte eigentlich schon fast geboren. Ich stellte mir eine Person vor, die ständig aussergewöhnlichen Toden von der Schippe springt. Die Schlussfolgerung daraus wäre, dass die Person irgendwann an einer unglaublich langweiligen, total normalen Ursache sterben müsste. Das erinnerte mich an eine Nebenstory im Film «Die fabelhafte Welt der Amélie»: Ein Autorenfreund von Amélie Poulain schrieb ein Buch über einen Mann, der sich immer vorstellt, was ihm Schlimmes passieren könnte und deshalb das Haus nie mehr verlässt. Zuerst wollte ich in die gleiche Kerbe schlagen, hielt es dann aber für interessanter, eine Art Gegenthese dazu auszuarbeiten. Ob mir das gelungen ist, muss wohl jemand anderes beantworten.

Mir war übrigens sofort klar, dass ich «echte» Ereignisse für die «speziellen» Tode auswählen würde. Warum ich aber gerade beim 11. September anfing, weiss ich nicht mehr. Dann habe ich mich an die Tsunami-Katastrophe erinnert. Und für die nächste Katastrophe habe ich nach «Katastrophen» gegoogelt. Charlie Hebdo hat sich dann auch irgendwie wieder automatisch ergeben.

Noch am Donnerstag Morgen war ich mir übrigens nicht sicher, wie ich die Geschichte ausgehen lassen möchte. Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich für den normalsten Tod erklären sollte. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder die häufigste natürliche oder die häufigste nichtnatürliche Todesursache. Wie ihr bemerkt habt, wurde es die häufigste natürliche – eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Warum? Sie steht im Kontrast zu den anderen Toden in der Woche, die alle nichtnatürlich gewesen wären. Warum der Tod sie nicht davor gewarnt hat, überlasse ich eurer eigenen Interpretation.

Die häufigste nichtnatürliche Todesursache ist übrigens Suizid. Das wollte ich auch zwei Gründen nicht: Einerseits halte ich einen nichtnatürlichen Tod nicht für «normal» und andererseits wollte ich meine Protagonistin nicht in den Selbstmord treiben. Immer wieder den Tod zu treffen könnte einen schon in den Wahnsinn treiben, aber sie hat mir nie einen verrückten Eindruck gemacht.

Ja, mehr habe ich dazu nicht zu sagen. So viel zum Thema «kleiner» Hintergrundbericht.

Cheerio und e schöni Wuche!
Pfoffie


Kommentare

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.