Wie die Swisscom «sorglos» und «inklusive» missversteht.

Ganz gross preschte mir letzte Woche von allen Seiten eine einzige Headline entgegen: «Swisscom schafft Roaminggebühren ab». Natürlich war ich – als sich stets ausserhalb der Schweiz Befindender haha – sofort hellhörig und gehyped. Aber leider war hinter der ganzen Geschichte dann doch weniger Unendlichkeit als erwartet.

Gut, womöglich können sie für die Wortwahl der Zeitungsschreiber nichts, für die der Website aber schon. Sie erzählen grossartig von «Auch in EU/Westeuropa sorglos surfen». Das impliziert zwar (vor allem im Zusammenhang mit solch superlativen Headlines), dass das Roamingangebot neu «genauso» unendlich ist, wie die Flatrate innerhalb der Schweiz. Natürlich sind sie aber clever genug um Worte wie «genauso» wegzulassen.

swisscom

Schauen wir es uns also mal genau an: Früher stand bei meinem Abo beim Roaming «100 … Minuten / SMS / MB» natürlich pro Monat. Wenn man dann auf den Infopfeil klickt, wird man in zwei kleinen Absätzen darüber informiert, dass das nur für die EU und Westeuropa gilt und übrigens auch nicht für gebührenpflichtige Dienste (was für eine Frechheit … haha). Bei Infinity Plus M steht jetzt nur noch «100 Tage … pro Jahr in Ausland inklusive». Wenn man auf den Infopfeil klickt, erscheinen zuerst dieselben und total verständlichen Limitierungen. Danach überrascht aber eine vergleichsweise riesige Litanei, die vor allem aussagt, dass man übrigens maximal 3 GB pro Jahr verbrauchen darf. Für Menschen wie mich, die im Heimatland «sorglos» mehr als 15 GB in nur einem Monat herunterladen, ist das doch eine ziemlich niedrige Limite.

Ich möchte nicht sagen, dass die Abos schlecht sind. Das sind sie nämlich ganz und gar nicht. Sie sind sogar super und ein wirklich grosser Schritt für die Swisscom (ob der Schritt dann wirklich ein «Paukenschlag» ist, weiss ich nicht, bezweifle ich aber). Und ja, im Ausland mal schnell das Internet einschalten wird tatsächlich ein bisschen sorgloser. Aber es wird noch immer genauso sein wie zuvor: «Ich schalte es nur kurz ein um schnell auf Google Maps zu schauen wo wir sind und dann schalte ich es SOFORT wieder aus.» Und dieses Stressgefühl wird womöglich sogar noch schlimmer als zuvor: Mit dem alten Abo wusste ich wenigstens, dass ich einfach bis zum Ende des Monats warten konnte und hatte dann wieder 100 MB frei. Mit dem neuen muss ich immer abschätzen: Werde ich dieses Jahr noch einmal in’s nahe Ausland gehen oder kann ich gleich die ganzen 3GB verheizen? So viel Eigenverantwortung. Damit kann ich einfach nicht umgehen. Das ist ja wie Geld sparen.

Zum Glück ist es jedem freigestellt, zu wechseln. Ich werde jedoch nur schon wechseln, weil sich die maximale Downloadgeschwindigkeit für mich in der Schweiz dann um 10 MBit erhöht. Und auch die Auslandeinheiten sind ja wirklich besser: Vorher hatte ich insgesamt 1.2 GB inklusive, neu ganze 3. Das ist schliesslich mehr als das Doppelte. Aber halt eben mit dieser Verantwortung gekoppelt. Wie wenn man im Monat mehr Lohn kriegt, dafür aber keinen 13. Monatslohn. Obwohl: Wenn sich mein Lohn dafür mehr als verdoppeln würde … (Wink mit dem Zaunpfahl an meinen Chef, der ja nun seit Neustem hier ab und zu mitliest. [BITTE NICHT, ich mag meinen Dreizehnten])

Zusammengefasst möchte ich eigentlich nur sagen, dass ich mal wieder von etwas gehyped und danach enttäuscht wurde. Warum muss Werbung immer so «legal unlauter» sein? Warum kann man nicht einfach mal ohne Marketinggeschwafel sagen, was Sache ist und damit den gleichen Erfolg einfahren? Diese werbetechnischen Halbwahrheiten (oder Halblügen) gehen mir einfach gegen den Strich. Das erinnert mich an eine Idee, die ich vor Kurzem hatte. Oh, ich sollte darüber bloggen diese Woche … Dann könnte ich auch wieder mal die Rubrik «DictatorMe!» beleben.

Was habt ihr eigentlich für Abos? Seid ihr auch so Internetsüchtig und braucht Flatrates?

Cheers, Pf


Kommentare

Eine Antwort zu „Wie die Swisscom «sorglos» und «inklusive» missversteht.“

  1. […] Letzten Montag habe ich ja bereits angepriesen, dass ich über eine meiner tollen diktatorischen Ideen sprechen möchte: Das generelle Verbot von Werbung und Kritik. […]

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