«Noah» Filmreview

Ihr kennt mich und wisst: Ich bin ein grosser Fan von Darren Aronofsky. Von der Bibel bin ich eher weniger ein Fan. Als Quasi-Atheist zumindest nicht von ihrer religiösen Auslegung. Jetzt haben die beiden zusammen einen Film gemacht. Also Darren Aronofsky hat, zusammen mit Russell Crowe, Jennifer Connelly und Emma Watson, einen Film über eine Geschichte aus der Bibel gedreht. Einen Film über die Arche Noah. Für die Bibelunkundigen: Das ist dieses Boot, von diesem Typen (er heisst titelgebend Noah), das von jedem Tier zwei vor einer weltweiten Flut gerettet haben soll.

NOAH

Ich war ja, was den Inhalt des Filmes angeht, eher skeptisch. Bibelfilme gefallen mir zwar meistens und zwingen mir im Normalfall auch Tränen in die Augen. Trotzdem fühle ich mich danach eher nach «ich würde das so gerne glauben» als «ich glaube das». Dank «The Fountain» wissen wir ja, dass auch Aronofsky Spirituellem nicht abgeneigt ist. Als ich gehört hatte, dass er einen Film über Noah macht, schlussfolgerte ich schockiert: «Der ist Christ/Jude?» oder sogar noch schlimmer: «So ein Christ/Jude, wie John Travolta Scientologe ist..!?». Trotzdem war klar: Ich muss den Film schauen gehen.

Es ist ja immer so eine Sache, synchronisierte Schauspieler zu bewerten. Kritisiert man dabei nun die Leistung des Schauspielers oder des Synchronsprechers? Also die Synchro war, wie es sich für einen Blockbuster-Film eigentlich gehört, sehr gut. Gesprochen wurde alles von guten und etablierten Stimmen. Es gab auch keine Szenen die schlecht oder gestelzt wirkten. Ich erinnere mich dabei an Star Trek into Darkness. Uiuiuiii Kirks Synchro war an manchen Stellen schon fast zum Fremdschämen peinlich. So etwas erwartet euch bei Noah zum Glück nicht. Die Schauspielerleistungen waren aber auch sehr gut. Die Kinder spielten gut, die Meuten waren eindrucksvoll und wirkten Glaubwürdig. Dafür also schon mal alle Daumen hoch.

An vielen Stellen erinnert der Film stark an ein Kunstwerk. Nicht auf dem Niveau eines Lars von Trier (möge man das nun positiv oder negativ finden), aber künstlerisch, speziell und originell. Zwar waren nicht alle von Aronofskys Ideen wirklich originell, aber in jedem Fall durchaus  wunderbar anzuschauen. Als wiederkehrenden Effekt möchte ich hier gerne einen speziellen Zeitraffer erwähnen, der fast schon an ein Daumenkino erinnert. Der Effekt ist nicht so statisch, glatt und poliert, wie wir uns zeitgerafferte Timelapse-Filme sonst vorstellen. Nein, er ist wild, wacklig, schnell und man weiss manchmal gar nicht, ob das, was man sieht nun wirklich eine schneller laufende Zeit ist.

Es gibt viele Supertotalen der Natur und Umgebung. Diese sind wunderschön und episch. Selbst dann, wenn die «böse industrielle Welt» gezeigt wird. Man fühlt sich stark an Peter Jacksons Mittelerde erinnert. Ganz offensichtlich muss man also nicht unbedingt nach Neuseeland um eine schöne Naturaufnahme zu machen.

Die Special-Effekts sind sehr gut, auch wenn man einigen Tieren das CGI ansieht. Die Frage, die ich mir da aber stelle, ist, ob es nach CGI aussieht, weil die Tiermodelle schlecht sind, oder weil sie sich einfach nicht wie Tiere verhalten. So viele Schlangen auf einmal, schlafende Löwen und Schuppenhunde. Irgendwas stimmt da einfach nicht. Das ist vielleicht wie bei der Uncanny-Valley: Es sieht gerade gut genug aus, um irgendwie falsch zu wirken.

Und dann ist da natürlich die Flut. Beeindruckend, erdrückend, faszinierend und beängstigend. Das Wasser mag nicht so kalt sein, trotzdem fühlte ich mich eine gewisse Zeit lang an Titanic erinnert. Nur kam hier keiner zurück und rettete die trillerpfeifende Rose.

Ein Vorgeschmack auf das Setting und die Schauspieler:

Was der Trailer kaum bietet, ist ein Vorgeschmack auf Clint Mansell. Es kommt kaum Musik vom Film zur Geltung. Womöglich ist der Sound im Trailer sogar nicht mal wirklich im Film drin. (Warum macht man das eigentlich?) Vom Black Swan-Soundtrack war ich ja leicht enttäuscht. Er hat mir zwar während des Films gefallen, ich habe mir aber nie überlegt, ihn zu kaufen (ganz im Gegensatz zu Fountain, Moon und Requiem for a Dream). Den Soundtrack von Noah finde ich wieder grossartig. Nicht so originell wie bei Fountain, aber trotzdem enorm stimmig und (erneut dieses verbrauchte Word) episch. Das ziemlich zurückhaltende Hauptthema gefällt mir wirklich sehr gut und ich habe mir Gestern den ganzen Tag den Kopf mit den Songs zugedröhnt. Das liess mich besser arbeiten als an jedem anderen Montag.

Vorabfazit:
– Schauspieler sind klasse
– Visuell ist es klasse
– Der Soundtrack ist klasse

Eigentlich reicht das doch, um den Film schauen zu gehen, oder?

Jetzt kommen wir aber zur Story. Die grundlegenden Konstanten mögen wohl allen bekannt sein: Die Menschheit ist böse, Gott will sie los werden und plant deshalb eine Sintflut, die alles ertränkt, was nicht bei Drei in der Arche ist. Im Grunde hält sich Aronofsky auch an diese Vorlage. Aber wirklich nur im Grunde. Schon in den ersten Momenten des Filmes wird klar:

  1. hat sich Herr Aronofsky einige (oder eher viele) Freiheiten rausgenommen
  2. ist Noah quasi ein Fantasy-Film

Bevor ich tiefer darauf eingehe, will ich vorweg einfach sagen, dass – unabhängig vom biblischen Kontext – Noah ein unglaublich spannender Film ist. Es gibt genügend Unterschiede zur eher kurz geratenen Bibelstelle, dass man diverse Male überrascht sein wird. Nach mehr als zwei enorm nervenaufreibenden Stunden kann ich bestätigen: Man kann Fantasy-Filme mit schöner Landschaft und aus einer kurzen Geschichte machen, die nicht so langatmig sind, wie der Hobbit.

An dieser Stelle wollte ich nun eigentlich eigene, tiefergehende Gedanken zu dem Film anbringen. Aber dieser Post ist schon viel zu lang und wer sich für ein Review über «Noah» interessiert, will eigentlich nur wissen, wie der Film ist und ob er/sie ihn schauen gehen sollte…

Meine Antwort: Ja, denn er sieht nicht nur toll aus, sondern ist auch sehr spannend und unterhaltsam. Für Bibelfans wahrscheinlich ein bisschen zu wenig bibeltreu und für Aronofskyfans wahrscheinlich zu wenig tiefgründig und mindfucking. Aber auf diese beiden Dinge kann man sich ja einstellen…

Hat sonst noch jemand den Film gesehen? Was meint Ihr dazu?

Ich werde Morgen Mittag einen spoilersatten Artikel zu meinen Gedanken über «Noah» und Aronofskys Symbolik posten. Höchstwahrscheinlich verstehe ich den guten Herren vollkommen falsch, aber das tat ich ja schon bei «The Fountain». Der Sinn von Kunst ist aber schliesslich nicht das, was der Künstler reinschreibt, sondern was der Empfänger rausliest. Eines vorab: Zum ersten Mal verstehe ich, was man meint, wenn man sagt, dass Geschichten aus der Bibel nicht wörtlich genommen werden sollen.

Bis Morgen dann, hoffe ich 😉

Pfoffie.

TL;DR: Der Film ist zu wenig bibeltreu für Bibelfans und zu wenig tiefgründig für Aronofskyfans. Ist er deshalb schlecht? Ich finde nicht. Er ist beeindruckend und episch. Und das nicht nur visuell, sondern auch akustisch. Das Wichtigste jedoch ist, dass er die ganzen 138 Minuten lang spannend ist.


Kommentare

Eine Antwort zu „«Noah» Filmreview“

  1. […] April haben euch weder meine Meinung zu Noah, meine Programmierfähigkeiten, noch mein Review zu The Elder Scrolls online gross interessiert. […]

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