Warum ich keine christlichen Parteien wähle

Wenn ich mich auf einem politischen Kompass positioniere und mit aktuellen Wahlkandidaten vergleiche, bin ich umgeben von Mitgliedern der christlichen Volkspartei. Lasse ich mir Wahlvorschläge generieren, gehören etwa die Hälfte zur CVP. An erster Stelle mit mehr als 70% Übereinstimmung: Seraina Duss von der jungen christlichen Volkspartei. Leider fällt sie aber direkt und ohne Backgroundcheck aus meiner Liste.

Es ist wenig überraschend, dass sich meine Meinung breit mit der christlichen deckt. Schliesslich sind wir alle stark von westlicher Ethik und Moral geprägt. Im Gegensatz zum religiösen Mindset basiert meine Einstellung aber auf ständigem Hinterfragen, Reflektieren und Diskutieren. Ich suche nach fassbaren Argumenten wofür oder wogegen ich einstehe. Glaube hat diesen Anspruch nicht: Alte Traditionen, Bücher und Männer sind die Argumentationsbasis. Deshalb sind Staat und Religion ja auch getrennt.

Wer seine Meinung auf dem Glaubensempfinden aufbaut, folgt den Aussagen eines Gurus. Ob dieser nun eindeutig, zum Beispiel als Papst, oder verschwommen als Gremium erscheint, macht keinen Unterschied. Wie der Teufel sind Gurus oft nur schwer zu entlarven. Wähle ich also eine religiöse Partei, bin ich religiöser Willkür ausgesetzt. Dass gewisse Gläubige aktuell ähnlich wie ich denken, garantiert nicht, dass sie es in einem Jahr auch noch tun. Glauben sie, dass Gott seine Meinung ändert, tun sie‘s ihm gleich.

Und Gott ist unzuverlässig: Derselbe Gott, welcher laut Protestanten Frauen und Homosexuelle voll gut findet, ist bei Katholiken zu diesen Themen höchstens «tolerant mit Vorbehalt», schickt laut ICF Homosexuelle in die Hölle und entzieht im Islam Frauen alle Rechte und wünscht Homosexuellen den Tod. Alles basierend auf hunderten vermischten und unterschiedlich übersetzten oder Interpretierten Textschnipseln, welche sich oft widersprechen.

Gott hat Homosexuelle, Frauen, Fremde, Querdenker und die Natur in der Vergangenheit bereits schon Mal verachtet. Es gibt keine Sicherheit, dass er es nicht wieder tun wird. Deshalb wähle ich keine religiösen Parteien.


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