Zombieapokalypse – Eine Kurzgeschichte

Sie sind da und wir werden mit ihnen untergehen.

Jacques ist nicht dumm. Er ist sehr interessiert an allem und informiert sich auch immer sehr gut. Viele Freunde hat er nicht, sie halten ihn für seltsam. Er denkt, dass sie nicht mit seiner Intelligenz umgehen können. Aber eigentlich ist er tatsächlich seltsam. Ohne seine Intelligenz oder sein Wissen in Frage zu stellen, muss man eingestehen, dass er offensichtlich nicht in der Lage ist, sein eigenes Verhalten zu analysieren. Jacques ist ein Prepper, so nennt er sich zumindest selbst. Sein Umfeld nennt ihn Horter, Messy und anderes. Aber das stimmt so wirklich nicht. Seine Mengen haben System, sind aufgeräumt und folgen einem strikten Nutzen: Wenn die Welt untergeht werden sie ihn monatelang am Leben erhalten. Währenddessen geht dann die Welt den Bach runter. Wenn alles wieder in Ordnung ist, kommt er wieder raus.

Dumm ist aber, dass Jacques‘ Vorrat gerade erst für einen Monat reicht, als diese Merkwürdigkeit auf der Arbeit passiert. Sharon, die Sekretärin, betritt schreiend das Büro. Sie hat ihre Hand in ein Tuch gewickelt. «Dieser Obdachlose hat mir in die Hand gebissen», erklärt sie unter Schock während sie ihre Hand aus dem Tuch windet. Jacques weiss sofort was zu tun ist. Nicht etwa den Notruf zu wählen, nein. Er hat genügend Horrorfilme gesehen um sofort zu wissen, was hier vor geht. Wer in so einer Situation in der Nähe des ersten Opfers bleibt, wird sterben. Die Geschichten erzählen nie von den Überlebenden, denn die sind ja langweilig zufrieden in ihren Bunkern unter der Erde.

So lässt Jacques natürlich sofort alles stehen und liegen und macht sich auf nach Hause. Auf dem Weg hört er von weiteren Übergriffen und bekommt es zum ersten Mal mit der Angst zu tun. Was, wenn ihm plötzlich ein Zombie gegenüber stünde? Jacques ist schmächtig, gar nicht kräftig und hat auch kaum Ausdauer. Er weiss aus den vielen Filmen, dass die Untoten mannigfaltige Erscheinungsformen haben. Sie können schnell sein, unglaublich schnell. Oder verwest und langsam. Natürlich gibt es auch dutzende Mischformen. Gegen schnelle hätte er keine Chance und was er gehört hat, klingt nicht unbedingt nach der langsamen Variante.

Wie auch immer. Es bleibt ihm nichts anderes übrig als einen Zahn zuzulegen und anzukommen, bevor alles auseinanderbricht und wirklich niemand mehr sicher ist. Am Anfang ist so Seuchenzeug ja meistens sehr vereinzelt und womöglich sogar nur lokal. Wie bei diesem Quarantänefilm, wo alles eigentlich nur in einem einzigen Haus passiert ist. Als er schliesslich in seinem Wohnblock ankommt, hält er im Treppenhaus kurz inne und fragt sich, ob er noch in eine Wohnung gehen soll. Es zuckt ihn schon, da gibt es einiges, das er gerne dabei hätte. Aber wenn die Scheisse dampft, gilt es keine Zeit zu verlieren.

So rennt er in den Keller, schliesst die undurchdringliche Steinmetalltür und wartet. Dass sein Vorrat nur einen Monat hält, ängstigt ihn nur wenig. In einer Dokumentation über The Walking Dead hat er erfahren, dass jede Zombieapokalypse nach wenigen Wochen eingedämmt sein müsste. Die Zombies würden schnell keine Nahrung mehr finden und schliesslich bis zur Unbeweglichkeit verrotten. Die wenigen Überlebenden sammeln sich in sicheren Gebäuden und warten das Massensterben einfach ab. Zu alledem kommt, dass Jacques sehr diszipliniert ist. Er ist sich sicher, die Rationen auf mindestens zwei Monate strecken zu können.

Seine Informationen scheinen sich dann auch tatsächlich zu bewahrheiten: Am Anfang hört er immer wieder, wie jemand an seiner Tür rüttelt, sie aufzubrechen versucht. Aber weder Lebende noch Wiedergänger, egal wie stark oder mit welchen Nachzeitlichen Werkzeugen ausgerüstet, haben eine Chance, die Tür zu durchdringen. Schliesslich geben es alle auf und Jacques weiss, dass es nicht mehr lange dauern kann. Nach 7 Wochen und drei Tagen verbraucht er seine letzte Ration. Zwei Tage später öffnet er die Tür wieder und tritt auf die Strasse. Es ist ruhig und friedlich und alles was sich geändert hat, ist dass Jacques den Job, die Wohnung und alle seine Rationen verloren hat. Denn Überreagieren lohnt sich nicht.

Ende.

Schon wieder eine Geschichte über einen sinnlosen Bunker. Irgendwie verfolgt mich wohl dieses Thema. Trotzdem finde ich diese Geschichte über die Zombieapokalypse total anders als «Das Wetter morgen ist das Letzte».

Die Idee für die Geschichte kam mir auf dem Nachhauseweg von Paris. Ich überlegte mir, ob ich mit meiner Erfahrung ein Horrorfilmszenario überleben würde. So stellte ich mir dann vor, dass jemand denkt, die Welt ginge unter aufgrund irgendeiner Kleinigkeit. Am Anfang hatte ich die Idee, dass diese Person dann in der eigenen Wohnung verhungert … aber ich wollte mal einen Protagonisten überleben lassen.

Hoffe die Geschichte hat euch gefallen!

Cheers, vielen Dank fürs Lesen und habt ein tolles Wochenende!

Pfoffie


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