die GOTTention-Whore – Eine Kurzgeschichte

Eine Kurzgeschichte über Gott und Sabine, die einzig wahre Heldin unserer Spezies.

Als Sabine, die zu Lebzeiten peinlichst alle darauf hingewiesen hatte, dass man das E in ihrem Namen nicht aussprach, ganz aus Versehen die Tür zu Gottes privatem Arbeitszimmer aufstiess, war sie sehr überrascht. Gut, ganz so aus Versehen war das nicht. Seit ihrem ersten Tag im Himmel – wie sie zu der Ehre kam, entzieht sich ihrem Verständnis – wollte sie sich an Gott ran machen. Gott wäre die ultimative Trophäe und wäre bestimmt um längen besser als Johann Müller, Stadtpräsident und damit die bisher berühmteste Person, mit welcher Sabine jemals was hatte. Retrospektiv betrachtet war ein Stadtpräsident bei mehr als 50 verschiedenen Liebhabern im Jahr keine besondere Leistung. Promiskuität war offenbar doch keine Todsünde. Aber diese Sündensache schien eh nicht so ernst zu sein, schliesslich hatte Sabine auch ihre ehemalige Nachbarin, gestorben vor zwei Jahren an einem Herzinfarkt, von allen Lotte genannt, gesehen. Der Inbegriff sowohl von Völlerei als auch von Trägheit. Als beide noch lebten, versuchte sich Sabine immer einen Spitznamen für Lotte auszudenken, der sich auf Phlegma reimt. Aber leider war Sabine zu doof und Lottes Name einfach wirklich zu weit von dem anderen Wort weg, als dass da was hätte erschaffen werden können.

Aber es schaffte offenbar doch nicht jeder in den Himmel. Von der Sektenfamilie aus 3B ist noch keiner angekommen, obwohl da alle Paar Tage jemand dahinscheidet. Aber die Zeit im Himmel vergeht eh anders. Da können Tage Jahre dauern. Auch die atheistische Sabine, eine weitere Nachbarin, welche aber das E im Namen extra betonte, war nirgends zu sehen. Sie hatte sich aufgrund von Depressionen vor einigen Monaten das Leben genommen. Ob nun der Atheismus oder der Selbstmord für ihr Fehlen verantwortlich war; Sabine ohne E wusste es nicht aber es nahm sie wunder und sie hätte Gott auch gefragt.

Aber mit Gott ist das so eine Sache. Man sieht ihn eigentlich nie. Irgendwie ist er immer irgendwo unterwegs und feiert. Und wenn er sich dann überhaupt Mal nach Hause bemüht, verschwindet er im Arbeitszimmer für mehrere Stunden. «Sein anderes Hobby», wie Petrus sein Verhalten mit verdrehten Augen nennt.

Vor einer Stunde ist Gott Mal wieder zurückgekehrt und natürlich sofort wieder in sein noch eigeneres Reich verschwunden. Der kleine Mann mit dem Gesicht von George Lucas und einer mutierten Version Naomi Campbells Figur tapselte schnellschrittig durch die grosse Eingangshalle und strikt gerade aus auf die grosse Tür seines Arbeitszimmers zu. Sabine stand gerade zu jenem Zeitpunkt auch in der wunderschön protzigen Halle herum. Gott sah sie, zwinkerte ihr zu und sagte freudig aber hastig «Grüss Gott Sabiiiiin». Dann kicherte er; «Grüss Gott» war sein Schenkelklopfer den seit Jahren keiner mehr lustig fand. Aber Sabine kicherte natürlich auch, sehr laut sogar. Sie hoffte er würde sie hören. Was er vermutlich auch tat. Aber sein «anderes Hobby» wartete und so ging er weiter ohne sie weiter zu beachten. Da entschied sich Sabine, ihm zu folgen und eine Stunde später hatte sie endlich den Mut, die Tür aufzumachen.

Die Tür war viel leichter gewesen, als Sabine erwartet hatte und schwang bei der leichtesten Berührung bereits mächtig und laut in den Raum hinein. Doch das überraschte sie nur wenig. Wie die Zeit so waren auch alle anderen Masse und Sinne dort vollkommen anders relativ als früher. Überrascht war sie natürlich darüber, was Gott gerade tat. Er sass auf einem Stuhl, vor ihm ein riesiger, heller Bildschirm. Sabine konnte aus der Entfernung nicht erkennen, was darauf war. Mit seiner einen Hand drückte er auf dem Display herum, mit der anderen auf einer Art Tastatur. Seine dritte Hand streichelte sein drittes Bein. Auch das war nicht sehr überraschend. Seine Extraglieder waren total nutzlos, deshalb hatte er uns wohl auch nur zwei gegeben.

Sabine stand also im Türrahmen und hatte Angst vor Gottes Reaktion. Offenbar hatte er sie aber nicht gehört, er trug die neusten Beats-Kopfhörer die so ziemlich alles unterdrückten, das nicht aus ihnen kam. Sie musste nicht lange überlegen, was sie als nächstes tun würde. Sabine wollte wissen, was Gott da tat und schlich sich an. Eigentlich ging sie vollkommen normal auf ihn zu, aber dank der wundertollen, magischen Umgebungsunterdrückung der allerbesten jemals existierenden Kopfhörern musste sie sich nicht gross anstrengen. Achtung, diese Geschichte enthält Produktplatzierungen. Bei Gott angekommen konnte sie endlich erkennen, was da vor sich ging. Er spielte ein Computerspiel und das Computerspiel war ihre alte Realität. Deshalb verging die Zeit im Himmel so viel langsamer. Wenn Gott nicht da war, drückte er wohl einfach auf Pause. Schockiert sah sie, wie es auf der Tastatur von schrecklichen Plagen wimmelte und noch schockierter sah sie, dass das Kombinieren verschiedener Plagen offenbar Extrapunkte gab. Gottes Hand flitzte über die Tasten und schickte nur das Allerschlimmste gen Erde. Freudig sah er, wie die Anzahl Gebete in die Höhe schlug und wie tausende Wünsche nach Wundern auf dem Display aufploppten. Er klickte einen einzigen an und die Anzahl Lobpreisungen explodierte. Sabine sah nicht nur an seinem Gesicht, sondern auch seinem vierten Bein, dass er das richtig genoss.

Enttäuscht drehte sie sich weg. Ihr Projekt war gestorben. Gott war eine riesige Aufmerksamkeitshure und plagte die Lebenden nur um von ihnen benötigt zu werden. Gott war noch schlimmer als Sabine. Sie konnte sich nichts unerotischeres vorstellen und verliess den Raum ebenso achtlos wieder, wie sie ihn betrat. Beats!

Gott hatte davon nichts mitgekriegt und spielte weiter freudig seinen Lebens-Nichtsimulator. Er erfreute sich über seine steigende Beliebtheit. Dass er aber immer mehr Follower verlor, merkte er nicht oder es war ihm egal.

– Ende.

Lustig, wie sich dieses Gottesthema in letzter Zeit wieder öfter bei mir auftut. Ist wohl einfach die Weihnachtszeit, die mir ins Gehirn schlägt 😀 Danke für die Aufmerksamkeit und ich hoffe euch hat meine göttliche Enthüllungsstory gefallen. Kauft Beats Kopfhörer von Beats!

Ich wünsche euch ein wundertolles, magisches Wochenende ohne Umgebungsrauschen.

Cheers, Pfoffie


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