Alle Blicke sind nach vorn gerichtet – Teil M

Nächster Teil der Kurzgeschichte über Mord, Totschlag und wahre Begebenheiten.

blickenachvorn

Teil M

Die Sache mit Nadja macht mich echt fertig, nein wütend. Warum betrügt die mich mit so einem bescheuerten Wichser und warum sagt sie es mir erst jetzt. Jetzt kommt sie plötzlich, aus dem Nichts und macht schluss. Wer bin ich denn? Ich sehe doch gut aus, bin nett, meistens, und ja also nein. Ich verstehe es nicht! Blöde Kuh. Aber was soll ich schon tun? Ist es eben aus.

Diese SMS hat mir echt grad das Training versaut. Mitten im Gewichtheben vibrierte meine SmartWatch und im Reflex sprang mein Blick auf das Display. «Es ist aus!» vom Absender «Schatzibubu», Noras Spitzname. Mir fiel beinahe die Hantel aus dem Griff. Danach konnte ich nichts mehr heben. Blöde Kuh.

So habe ich eben schliesslich geduscht und warte nun auf den Bus, der gerade perfekt einfährt. Was sind denn da für Leute drin? Die habe ich noch nie gesehen! Gut womöglich liegt das am frühen Bus. Sonst nehme ich immer den allerletzten. Der ist interessanterweise viel voller als dieser hier. Vielleicht würde ich diesen Bus öfter nehmen. Eigentlich überlege ich das gerade als er vor mir zum Stillstand kommt. Ich stehe perfekt bei der vorletzten Tür, die gleich zu meinem Lieblingsplatz führt. Aber da sitzt verdammt nochmal schon jemand.

Es ist ein langweiliger Lackaffe, kurze Haare, Hipsterbart und bescheuerte Kleider die gleichermassen intellektuell, nerdig und unglaublich sein können. Ich wäre womöglich beinahe beeindruckt, gäbe es da nicht dieses Detail. Diese eine Sache die nicht ins Bild passt. Nancys Schal. Bilde ich mir das nur ein? Der Schal ist grün-rot und ich habe ihn für sie in diesem Bioladen mit handgemachten Schals gekauft. Wie kann das sein? Sehen die Schals einfach ähnlich aus? Nein, da steht sogar meine Widmung drauf: «Für Schatzibubu». Verdammte Scheisse. Das ist ihr neuer. Die Türen öffnen sich.

Soll ich was sagen? Hat er eine Abreibung verdient? Schliesslich … natürlich lasse ich mir nichts anmerken und setze mich hinter ihn. Ich setze mich hinter ihn. Auch ein ordentlicher Platz, aber niemals so perfekt wie seiner. Alles nimmt er mir! Am liebsten würde ich ihm auch alles nehmen. Ich öffne meine Tasche um mich abzulenken, doch natürlich starre ich sofort auf mein Fitnessmesser. Das brauche ich immer beim Training. Es wäre perfekt um diesen blöden Kerl nun einfach so abzustechen. Aber das kann ich nicht tun. Der würde losschreien.

Der Bus hält wieder, irgendwelche Leute steigen ein. Sie interessieren mich nicht. Ich sehe ja nicht mal ihre Gesichter, alle Blicke sind von mir weggerichtet. Oh. Perfekt. Das bedeutet, ich könnte diesen fiesen Ehebrecher vor mir los werden ohne dass jemand es bemerken würde. Es müsste einfach schnell und leise gehen. Der Bus fährt los. Obwohl: Die nächste Station ist 15 Minuten entfernt. So schnell muss es also gar nicht gehen. Ich greife nach meinen Ersatzschnursenkeln, werfe sie ihm über den Kopf und reisse sie nach hinten. Ich bin überrascht wie leicht das geht. Aber nur die ersten Sekunden, danach beginnt dieses Schwein sich zu wehren. Hätte nicht gedacht, dass der so stark ist. Ich stosse mich mit meinen Füssen gegen seinen Rücken ab. Er grunzt und keucht, überraschend laut, aber anscheinend nicht laut genug. Ich ziehe stärker und stärker. So komme ich also doch noch zu meinem Training heute. Danke, Schatzibubu.

Es geht erstaunlich lange bis er sich endlich weniger wehrt. Irgendwann gibt er ganz den Geist auf. Ich frage mich, ob es schon genug ist und lasse etwas von ihm ab. Er sackt nach vorne und fällt fast vom Sitz. Gerade noch kann ich ihn auffangen, aber natürlich nur um ihm mein Fitnessmesser in den Rücken zu hausen. Perfekt.

Ganz erschöpft aber zufrieden lasse ich mich auf meinen Platz zurückfallen. Niemand hat etwas gemerkt und ich sehe, wie wir langsam beim Bahnhof einfahren. Noch schnell eine Nachricht an Nedise auf ein Papier gekritzelt, dem Loser in die Hände gedrückt und dann raus aus dem Bus bevor jemand etwas merkt. Das hat echt besser geklappt, als geplant.

Ja, ich hatte es geplant. Schon seit Jahren. Genau das war schon immer mein Racheplan, nur war noch nie jemand zur richtigen Zeit im richtigen Bus. Danke nochmal, Schatzibubu

Ende

Na, wer hat’s gemerkt? Gestern war nicht Teil Null sondern Teil «Buchstabe O». Welcher Teil könnte nun das morgige Finale sein? Und wer hat eine Idee, warum die Teile keine Nummern haben?

Danke für’s Lesen!! <3

Pfoffie


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