Erstes Review zum interaktiven Film @lateshift_movie

Ist dieser Film das Ende unseres 100 Autoren Projekts?lateshift

Dass ich auf diese «Wähle dein eigenes Abenteuer»-Bücher stehe, ist spätestens seit unserem 100 Autoren Projekts klar. Dass mir dieses Konzept auch in anderen Medien gefällt, solltet ihr seit meinen Reviews zu «Until Dawn» und «Beyond: Two Souls» wissen. Mit Late Shift kam diesen Monat nun ein Film mit eben demselben Konzept in ausgewählte Kinos. Dieser Schmetterlingseffekt scheint grad echt Saison zu haben. Netterweise wurde ich gestern von Urs zum Filmschauen eingeladen.

Wir gingen also in das beinahe unangenehm hipsterige Houdinikino. Im Vorfeld musste man die App der Firma CtrlMovie herunterladen und sich mit einem speziellen WiFi verbinden. Das klappte ausserordentlich gut, wenn auch das Anfangs wiederholte Verlieren des Netzes etwas befremdlich, aber wahrscheinlich in Ordnung war. Schliesslich startete der Film mit netter Musik und schönen Aufnahmen Londons. Schon mussten wir uns zwischen «selbstsüchtig» und «selbstlos» entscheiden. Alle der ungefähr 10 Kinobesucher konnten abstimmen und das System zeigte an, welche Auswahl mehr Stimmen hatte. So hangelten wir uns von Szene zu Szene zu Szene. Mussten ab und zu viel zu viele und dann wieder zu lange keine Entscheidungen treffen. Die Stimmung im Kino war ziemlich lustig und dieses «Mitmachgefühl» animierte auch zum plappern und lustig sein, was ausnahmsweise die Erfahrung nicht verschlechterte. In unserer Version des Films geriet der Protagonist in einen Raubüberfall, wurde selber zum Räuber, zum Mörder und schliesslich zur Leiche. An den letzten beiden Auswirkungen war ich «mitschuldig» was mir total Leid tat und somit der beste Teil der Erfahrung war. Es war in der Tat unterhaltsam aber irgendwie befürchte ich, wäre der Film ohne die Interaktion nicht wirklich interessant, geschweige denn gut. Es fühlt sich wie ein Demoreel für die CtrlMovie-Technologie an. Wie stark eine Entscheidung den Film verändert kann ich nach einem einzigen Mal schauen nicht sagen. Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen. Bei Until Dawn zum Beispiel war mir am Ende des Spiels eindeutig klar, dass der rote Faden immer gleich bleibt und die Entscheidungen einen nur leicht vom Weg abbringen. Interessanterweise hatte unsere Vorstellung wahrscheinlich einen Bug. Nach dem Tod des Protagonisten sprang der Film einfach einige Entscheidungen zurück und entschied sich für etwas anderes. Alle Zuschauer waren verwirrt und rätselten, was das sollte. Wir dachten zuerst, das sei sowas wie ein Traum gewesen. Aber es wurde immer klarer, dass es wohl ein Fehler in der Engine war. Leider war dann die Luft raus und es hat irgendwie keinen Spass mehr gemacht.

Für mich beweist dieser Film ein weiteres Mal, dass man mit so einem Konzept nur Kurzgeschichten umsetzen kann. Man kann sich nicht um mehr als 3-4 Probleme kümmern, hat keine Kapazität für Nebengeschichten und Ortswechsel. Vor allem für Zuschauer, die den Film nur ein einziges Mal sehen. Theoretisch ist die Kinovorstellung nur ein Trailer für die App wo man den Film immer wieder schauen kann.

Übrigens sehe ich am meisten Potential bei so einem Film um die Perspektive zu wechseln. Sodass wenn Person A auf Person B trifft, man entscheidet, ob man nun mehr von A sehen oder mit B weitermachen will. So könnte man zum Beispiel Mark Z. Danielewskis House of Leaves grossartig verfilmen. Dieses «Entscheidungen für den Protagonisten» treffen ist irgendwie problematisch. Weder Until Dawn noch Beyond: Two Souls habe ich jemals ein zweites Mal gespielt. Ich war zufrieden mit den Enden die ich erreicht habe und sehe sie einfach als «meine Version» der Geschichte an. Das Gefühl etwas verpasst zu haben, habe ich nicht, weil ich weiss, dass die Geschichte immer ähnlich sein wird. Bei einer Perspektivenverschiebung wäre das nicht der Fall. Ziemlich schlechte Werbung für unser Buch 🙂 vergesst was ich gesagt habe.

Ich werde mir Late Shift auf jeden Fall ein zweites Mal anschauen, bewusst komplett andere Entscheidungen treffen und noch einmal wirklich reviewen. Ihn nur einmal zu schauen würde der Sache nicht gerecht werden und obwohl ich befürchte, das Ganze nicht megagrossartig zu finden, so liebe ich auf jeden Fall den Einsatz!

Bis zum richtigen Review dann.

Pfoffie


Kommentare

2 Antworten zu „Erstes Review zum interaktiven Film @lateshift_movie“

  1. Avatar von Silvio Berger
    Silvio Berger

    Dann musst du unbedingt Heavy Rain spielen. Ich habe alle 18 Enden durchgespielt und jedes war komplett anders! Kommt remastered auf die PS4 als 2er-Box mit Beyond…

    1. Oh stimmt! Heavy Rain hat das einiges besser gemacht als Beyond. Heavy Rain habe ich selber aber nur ein halbes Mal gespielt, einmal zugeschaut und über mehrere Enden gelesen.

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