Zeit zu missionieren

Man warf mir vor, mich nur für Schwulenrechte einzusetzen. Ich sagte ich könne nicht in allen Kriegen kämpfen. Nun stört mich, dass Caitlyn Jenner etwas gegen die Homoehe hat. Zeit umzudenken.

caitlyn

Ich kündete vor kurzem an, die realwelt Freundschaft mit allen zu künden, die für diese unsägliche trojanische CVP-Initiative stimmen. Ein findiger Facebookfreund fragte mich daraufhin, wie ich es diesbezüglich mit der ebenso unsäglichen Durchsetzungsinitiative halte. Da mich dies nicht persönlich direkt beträfe, hätte ich dazu eine nicht ganz so ultimative Meinung. Zwischen seinen Zeilen las ich dann, dass das quasi bedeutete, für die Initiative zu sein.

Ich hielt das für lächerlich. Natürlich bin ich gegen diese schreckliche, ausländerfeindliche Hetzinitiative. Doch muss ich deshalb auch zu einem Missionar dagegen werden? Ich war mir sicher, ich müsste es nicht. War sicher, dass diesen Kampf andere führen würden und es reiche, einfach Nein zu stimmen. Dass es reiche, meine Meinung zu erwähnen, wenn man mich danach fragt.

Am Samstag erfuhr ich dann zufälligerweise, dass Caitlyn Jenner die Ehe für alle nur sehr zurückhaltend «akzeptiert». Caitlyn selbst ist eine Trans-Person und war somit früher biologisch ein Mann. Sie hat sich im letzten Jahr sehr für die Anerkennung der Trans-Gemeinschaft eingesetzt und das rechne ich ihr wirklich sehr hoch an. Dass gerade sie sich aber nur schwer mit dem Gedanken der Ehe unter Gleichgeschlechtlichen anfreunden kann, schockierte mich und empfand ich als schreckliche Doppelmoral. Sie setzt sich nur für die Sache ein, die sie selbst betrifft. Hätte Caitlyn also das «Problem» der Transsexualität nicht, würde sie sich wohl auch dafür nicht einsetzen. Was mich natürlich an meinen Facebook-Post erinnerte. Hatte mein Facebookfreund recht und ich kümmerte mich egoistischerweise nur um meine eigenen Anliegen?

Als Teil einer kämpfenden Minderheit müsste man doch zumindest Sympathie für andere Minderheiten haben. Vor allem solchen gegenüber, denen es noch schlechter geht. Ich möchte mich aber eigentlich nicht mit Caitlyn Jenner vergleichen. Im Gegensatz zu ihr habe ich unfaires Verhalten niemals unterstützt. Schon gar nicht bloss auf der Basis meiner eigenen «Traditionen». Ich könnte mir persönlich keine Hetero-Beziehung vorstellen und finde es auch irgendwie eklig. Trotzdem käme es mir nie in den Sinn, jemanden wegen so etwas Oberflächlichem zu verurteilen und weniger Rechte zuzusprechen. Ebenso halte ich es mit Religion, Hautfarbe und allem, das nur ein äusseres Attribut ist. Verurteilt sollte nur werden, der aktiv etwas verurteilungswürdiges getan hat. Eigentlich hätte ich gedacht, dass das alle Menschen mit Diskriminierungshintergrund so halten. Aber offenbar habe ich mich getäuscht.

Es wird Zeit, dass die Klügeren aufhören nachzugeben. Ich werde mich also in der kurzen Zeit vor der Abstimmung auch für die Ausländer einsetzen. Was ich bekanntlich gestern schon auf diesem Blog gemacht habe.

Cheers
Pfoffie


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