Netflix wird teurer

Heute Morgen habe ich eine seltsame E-Mail erhalten. Netflix koste ab jetzt zwei Franken mehr. Zuerst dachte ich nicht weiter darüber nach, aber dann:

netflix
Ich mag Netflix sehr. Ihr könnt euch bestimmt erinnern, wie ich mich über den Start von Netflix gefreut und es bisher nie bereut habe. Selbst in Monaten, in denen ich es kaum konsumiere.

Die Mail heute Morgen war seltsam. Der Betreff «wichtige Informationen» bedeutet selten etwas Gutes. Dann ein einführender Text, dass sie sich freuen, mich als Mitglied zu haben. Das klingt unangenehm nett, die Art von nett, auf welche was Schlechtes folgt. Und das tat es auch, irgendwie: Damit wir unser Angebot weiterhin um neue Serien und Filme erweitern können, erhöhen wir für Neumitglieder den Preis für das Abo „2 Geräte gleichzeitig“ von CHF 12.90 auf CHF 14.90. Zuerst dachte ich «was soll’s! Es sind nume zwoi Stutz». Auch der nachfolgende Text, der mir versprach, dass sich mein Preis ein Jahr lang nicht verändern würde, war zuerst erfreulich.

Aber je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr wird mir die Tragweite dieser Änderung bewusst. Wer – ausser der eigentlich unsäglichen SBB – traut sich heutzutage noch, Gebühren zu erhöhen (ohne dafür eine Veränderung zu bieten)? Ausser man hat sich total verkalkuliert. Oder?

Ich habe mir in den letzten Stunden nun mehrere Szenarien überlegt, warum Netflix die Preise erhöhen könnte.

Von Anfang an geplant:

Das vielleicht beste Szenario wäre, wenn sie den Preisanstieg von Anfang an geplant hätten. Der bisherige wäre dann einfach ein Einführungspreis gewesen, der beibehalten wurde, bis sich die Marke etabliert hat. Wäre dies der Fall, würde das bedeuten, dass Netflix sich nun etabliert hat. Dagegen spricht aber, dass der Preisanstieg weltweit und nicht nur in den neuen Märkten passiert. In den USA passierte der Anstieg jedoch schon letzten Herbst. Womöglich war es also doch mittelfristig schon irgendwie geplant.

Kampf gegen On-Off-Watcher:

Ein anderes Szenario könnte sein, dass Netflix mit diesem Schritt versucht gegen eine bestimmte Gruppe von Kunden vorzugehen. Ich kenne einige Personen, die sehr oft ein Netflix Abo machen und es nach einem Monat (nachdem sie «es leergeschaut» haben) wieder künden. Sobald es dann laut whatsnewonnetflix wieder etwas interessantes Neues gibt, machen sie auch ein neues Abo. Ich verstehe dieses Verhalten sehr gut und würde es genauso tun – hätte ich Netflix leergeschaut und wäre nicht zu faul dafür. Dazu kommt, dass Netflix dies sogar als eines ihrer Features proklamiert. Für dieses Szenario spricht zwar, dass für bestehende Kunden das Abo ein Jahr lang gleich bleiben wird. Dagegen spricht aber, dass dafür das Konzept falsch gewählt wäre. Ein Service, der On-Off-Kunden verhindern will, sollte eher ein günstigeres «Jahresabo» anbieten – wie das zum Beispiel Adobe tut.

Es läuft halt doch nicht so gut:

Netflix hält sich bezüglich ihrer Benutzerzahlen ja immer ziemlich bedeckt und man weiss nie so genau, wie es läuft. Sie produzieren viele eigene Sachen und scheinen manchmal mit Geld um sich zu schmeissen, als ob es auf Bäumen wüchse. Das muss aber nichts bedeuten. Es könnte sein, dass Netflix in einigen der neuen Länder doch nicht so gut läuft. Anstatt dass sie aber den Service aus diesen Regionen wieder abziehen, erhöhen sie die Preise. Das fände ich eigentlich sogar sympathisch.

Sie wollen wirklich mehr für mehr:

In der Mail schreiben sie ja «Damit wir das Angebot erweitern können». Womöglich geht es Netflix tatsächlich darum, mehr Geld zu machen um noch mehr eigenes produzieren oder bessere Produktionen früher kaufen zu können. Das wäre natürlich toll und ist auch das wirklich offizielle Statement von Netflix. Leider kann ich das nicht so richtig glauben. Ein solcher Preisanstieg wird doch Kunden vertreiben … Auf der anderen Seite habe Netflix aber offenbar gross angelegte Umfragen zu diesem Thema gemacht und herausgefunden, dass «die meisten bestehenden Kunden bei einem Service bleiben, wenn der Preisanstieg für sie nicht sofort passiert».

Es macht mir ein bisschen angst. Nicht auf einer lebensbedrohlichen Ebene natürlich. Sondern eher auf der «Muss ich doch bald wieder Geld für schlechte Filme zahlen?» Ebene. Ich bleibe in guter Hoffnung, dass es wirklich darum geht, das Angebot zu verbessern. Was meint ihr?

Pfoffie

Übrigens: Solltet ihr diesen Artikel auch auf regiolive.ch gefunden haben und denkt, ich hätte ihn kopiert … keine Angst, ich veröffentliche einfach auch für diese Website ab und zu. 🙂


Kommentare

Eine Antwort zu „Netflix wird teurer“

  1. Wer – ausser der eigentlich unsäglichen SBB – traut sich heutzutage noch, Gebühren zu erhöhen?

    Nun, zum Beispiel die Swisscom. Ich ärgere mich grün und blau ab Swisscom TV 2.0!
    Ich habe mich damals für Swisscom TV entschieden und nicht für Cablecom etc. weil Swisscom Live Sport Events anbietet. Damals für 2.50CHF pro Fussballspiel.. Vor einem Jahr ca. kostete das Spiel plötzlich 3.50.- ohne das man informiert wurde oder so. Das Mieten war einfach höher… Dann kamen sie damit, dass 3.50CHF ein spiel in „normaler“ Auflösung kostet und 4.5CHF HD!
    Jetzt seit ca. 2 Monaten siehe da. ein Fussballspiel kostet nun 5.-CHF!!!!

    Das spiel kostet heute 100% mehr als vor 1-2 Jahren bei der Swisscom. Und irgendwie dachte ich immer, dinge werden günstiger mit der Zeit… Wenn Netflix erkannt hat, dass keine Kündigungen entstehen, obwohl sie 2.- den Preis erhöhen, könnte ich mir vorstellen, dass es nächstes Jahr wieder 2.- sein werden.

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