«Biene» – Teil 2 einer Kurzgeschichte

Und schon sind wir beim zweiten Kapitel meines kleinen Bienenepos. Gestern habe ich übrigens gelernt, dass ein Epos in der Handlung ein Thema der Größe, Würde und des Heroismus entfaltet. Nun, so etwas wird in meiner Geschichte wohl nicht passieren, deshalb nehme ich das mit dem Epos nun auch offiziell zurück. Genug von mir aber. Jetzt geht es weiter mit Teil 2: «die zweite Stunde»
biene2

Biene – Teil 2: die zweite Stunde

Ich lebe noch aber erwarte meinen qualvollen Erstickungstod jede Minute. Zumindest stelle ich ihn mir qualvoll vor. Vielleicht werde ich auch einfach irgendwann müde werden. Fehlender Sauerstoff im Gehirn und so. Man liest ja davon. Meine Eltern hatten mich immer gewarnt. Eine Biene im Getränk, geschluckt, gestochen, erstickt. Das war das Horrorszenario meiner Kindheit. Die Theorie war, dass ein Stich im Hals anschwillt und die Luftröhre zusammendrückt. Nun, meine Luftröhre fühlt sich eng an. Das liegt aber wohl eher an dem Tier darin. Inzwischen atme ich so sanft wie es nur irgendwie geht. Am Anfang hatte ich versucht sie zu schlucken. Keine Chance, falsche Röhre, nehme ich an. Ich hatte versucht zu husten, aber ich konnte es nicht. Der Schmerz in meiner Brust war zu stark. Was ich mir wohl sonst noch alles gebrochen und verletzt hatte? Womöglich war die Biene in meinem Hals am End’ sogar mein kleinstes Problem. Was wird mich schliesslich wirklich dahinraffen? Die Biene im Übrigen, scheint ihrerseits selber noch sehr weit davon entfernt zu sein dahingerafft zu werden. Gut, sie bewegt sich nicht mehr so stark wie am Anfang. Aber ich bin mir sicher, dass sie sich noch bewegt. Wahrscheinlich versucht sie mit ihren kleinen Insektenbeinen aus meinem Hals zu kriechen. Können solche Tiere das überhaupt? Ich glaube mich zu erinnern, eine Dokumentation oder so gesehen zu haben, wo solche Viecher durch Röhren gekrochen sind. Aber waren das wirklich ganz normale Bienen? Ein letztes, kräftiges aufbäumen und das Gefühl ist weg. Ist sie tot? Hat sie noch einmal einen letzten Versuch gestartet meinem vertrockneten Hals zu entfliehen und ist dabei nun endlich verkümmert? Nein, sie liegt in meinem Mund, sie hat es tatsächlich geschafft. Warum darf dieses fiese Monstrum leben und ich nicht? Ich möchte es ausspucken, aber mir fehlt die Kraft. Es surrt, sie fliegt in meinem Mund, aus meinem Mund und landet direkt vor meinen Augen. Meine wunderbare Aussicht auf die Pilze wird gestört von meinem Mörder. Sie macht einen Versuch wegzufliegen, aber anscheinend klappt es nicht. Das haarige Biest ist vielleicht zu feucht? Nun, es hat mich ja in den Hals gestochen und wird wohl seinen Stachel verloren haben. Soweit ich weiss, ist das tödlich. Siehe da. Sie bewegt sich nicht mehr. Die Biene ist tot. Das geschieht ihr ganz recht. Ob sich das gelohnt hat? Das arme Ding hat sich in die Freiheit gekämpft, nur um dann qualvoll zu verrecken. Ich würde darüber ja einen Film machen. Leider liege ich aber irgendwo in einem Wald im Sterben. Keiner wird mich hier suchen, keiner wird mich hier finden.


Kommentare

4 Antworten zu „«Biene» – Teil 2 einer Kurzgeschichte“

  1. … wie wird der Todeskampf wohl weiter gehen …?

    1. hihi Danke für den Kommentar 🙂 Morgen geht’s dann weiter. Hoffe dir wird die Fortsetzung dann auch noch gefallen! 🙂 LG

  2. Avatar von Bernadette Jossen
    Bernadette Jossen

    Kommt Dir alles so beim Zug fahren in denn Sinn?
    Bin schon gespannt auf denn nächsten teil!!!…
    Lg Mami

    1. Hihi, nein die Idee kam mir auf dem Fahrrad, als ich mit meiner Stirn eine Wespe rammte und später durch einen kleinen Wald radelte 🙂

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.