Objektivität ist traurig.

Ich versuche immer objektiv zu sein. Natürlich ist das schwierig und ich schaffe es wohl meistens auch nicht. Wir sind doch aber alle individuelle Subjekte und immer irgendwie befangen.

Früher war ich Apple Fan. In meiner Anfangszeit mit Apple hielt ich alles von Apple generell für gut. Was es genau war, dass das verändert hat, weiss ich nicht. Heute bin ich skeptisch, stelle Sinn und Magic in Frage. Wahrscheinlich bin ich auch einfach erwachsener und damit rationaler geworden.

Aber ein Fan zu sein hatte etwas Grossartiges. Viel mehr Vorfreude. Und auch so viel mehr Während- und Nachfreude. Negatives wird natürlich geflissentlich übersehen und man konzentriert sich ausschliesslich auf das Gute. Man hat ganz einfach und argumentfrei ein «Lieblings-». Es gibt weniger Entscheidungen zu fällen.

lieblings

Heute bringen mich «Was ist dein Lieblings-» an den Rand eines Nervenzusammenbruches. Naja, nicht ganz. Aber es ist eine Frage, die ich so gut wie nie beantworten kann. Was ist mein Lieblingsessen? Es gibt so viel! Der beste Ort in Japan? Meine Lieblingsfarbe? Das schönste Kunstwerk? Mein Lieblingsmusiker? Vielleicht Marina and the Diamonds? Aber nein, es gibt doch so viele!! Beste Freunde? Hahahahahaaaahahahaha.

Aber zurück zur Objektivität. Häufig zeigt sich diese, indem ich in Diskussionen des Teufels Advokaten gebe. Nicht, weil ich wirklich auf der anderen Seite stünde. Sondern weil ich die objektivstmögliche Lösung finden will. Weil jeder hat doch irgendwie recht. Und das zieht sich – inzwischen – durch meinen gesamten Denkprozess. Ich stelle viele meiner eigenen Gedanken und Erkenntnisse in Frage, immer wieder. Und das ist irgendwie unbefriedigend. Obwohl es eigentlich genau das Gegenteil sein sollte. Aber manchmal gibt es keine logische, objektive Antwort. Manchmal muss einfach mit dem Bauch entschieden werden. Und das habe ich irgendwie verlernt. Ich denke alles tausend Mal durch und suche nach der einen, wahren Wahrheit. Doch ich kann sie meistens nicht finden. Was entweder an meiner eigenen Inkompetenz liegt. Oder so etwas wie eine Wahrheit gibt es nicht.

Früher hatte ich übrigens Mühe mit der Frage «Was willst du essen?». Denn eigentlich war mir das meistens egal. Heute sage ich einfach irgendwas aus dem Pool der vielen Dinge, die ich mag. Einfach das erste, was mir in den Sinn kommt. Das ist dann aber weder objektiv, noch subjektiv sondern Würfeln. Funktioniert aber gut, da der Fragende meistens eh schon einen eigenen Wunsch hat. Vielleicht verwechsle ich Objektivität hier auch mit «Allen anderen immer alles recht machen wollen».

Ich vermisse das Gefühl vom Fan-sein irgendwie. Genau so wie ich auch das Gefühl von Glauben und Spiritualität vermisse. Aber es hat wohl alles einen Preis.

Cheers, Pfoffie


Kommentare

5 Antworten zu „Objektivität ist traurig.“

  1. Da kommt mir spontan in den Sinn:
    Es gibt nicht „DIE“ Wahrheit.
    Jeder hat seine eigene, die sich auch verändern kann, darf und auch soll, denn das ist ein Zeichen von Veränderung.
    Ja ist witzig, wir verändern uns und, oh du Schreck, wir haben plötzlich über Dinge oder was auch immer, eine andere Meinung.
    Na ja, die Frage ist nun: „ist das bedenklich, oder vielleicht sogar schlimm?“
    Nö, ich finde das nicht. Im Gegenteil!
    Für mich ist es ein Zeichen dafür, dass ich noch selber denke und nicht nur alles ohne weiteres akzeptiere oder hinnehme.
    Somit wären wir beim Thema Fan-Sein…
    Ich bin Fan von mir und ich find’s cool dass ich einen relativ freien Geist habe.
    Sei doch einfach auch Dein grösster Fan 🙂
    Gruss aus dem Wald :-*

    1. Ja, über «die» Wahrheit möchte ich auch bald bloggen 🙂

      Fan von sich selber sein klingt nach einer super Idee!! Danke für diesen Input 🙂

  2. Dein Eintrag erinnert mich sehr stark an unsere „Freundschaftsbücher“ aus der Schulzeit. Kannst du dich erinnern? Bei uns hatten wir ständig solche im Umlauf: Mein lieblings Essen, mein lieblings Musiker, mein lieblings Film, mein lieblings Tier, was möchte ich werden?, meine lieblings Farbe usw. Als Kind, konnte ich genau wie du, immer jede Frage ganz einfach ohne nachzudenken beantworten.

    Ich glaube als Kind hat man sich noch viel mehr, an „etwas“ festgehalten. Man war dann: Löwe-Fan, oder MickeyMouse-Fan, oder was auch immer.

    Als Erwachsener betrachtet man alles viel objektiver (ich hoffe ich benutze den Begriff richtig); wir sehen mehr Vor- und Nachteile, als eben immer nur die Vorteile. Kleines Beispiel von mir: Ich bin ein VW-Fan, gut ich fahre einen 23-jährigen VW, welcher mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringt. Er ist alt, er klappert, er hat keine Airbags, keine Klima (ah obwohl, mein Dach, hahaha), er ist laut, er braucht ständig Reparaturen, usw. ABER: er ist doch einzigartig, auf seine Weise, denn es ist meiner 😀 Und ich bin Fan davon! Ich würde ihn für kein Geld der Welt für einen neueren eintauschen. Ich bin ein Fan, obwohl ich alle negativen Punkte dieses Fahrzeuges kenne. Na und?

    Bist du doch auch immer noch? Du bist immer noch ein Apple-Fan, aber du betrachtest es kritischer als früher. Man kann dir als Apple-Fan nicht mehr jeden Schrott vor die Augen setzen, nur weil es einen angebissenen Apfel als Stempel hat, oder? Trotzdem bist du ein Fan. Richtig?

    1. Ich denke so sind angenehme Fans. Die, die etwas gut finden und gleichzeitig aber auch einsehen, dass nichts perfekt ist. Und du hast total recht: ich muss mir sofort eine WATCH kaufen. Merci. (bin schon im Laden, du musst gar nicht versuchen mich aufzuhalten.)

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