Brauche ich Gehirntraining?

Gestern ist es schon wieder passiert. Ich habe etwas zentrales vergessen. Etwas, das mich wenige Stunden zuvor noch immens beschäftigt hatte. Das macht mir angst.

Ihr denkt bestimmt: «Wow, dieser Pfoff ist echt unglaublich, der saugt sich jeden Tag ein neues Thema aus dem Ärmel». Aber so ist das leider nicht. Ich habe immer wieder Ideen für Blogposts und die schreibe ich dann Stichwortartig auf um sie irgendwann aufzugreifen und auszuarbeiten. Manche bestehen nur aus einem Titel, bei anderen stehen ein zwei Sätze drin und dritte sind schon fast ganz fertig ausgearbeitet. Immer wieder muss ich aber halbfertige Artikel wieder löschen, weil ich einfach nichts mehr dazu zu sagen habe. Oft muss ich sie aber auch löschen, weil ich vergessen habe, was ich sagen wollte.

Eigentlich wäre das ja nicht so beunruhigend. Das ist ja normal, dass man mal etwas vergisst. Aber ich habe das Gefühl, es kommt immer öfter vor in meinem Leben. Es sind meistens nur kleine Dinge. Aber dank Netflix habe ich zum Beispiel einen ganzen – schlechten – Film ein zweites Mal geschaut und erst in den letzten Szenen gemerkt, dass ich ihn schon gekannt hatte. Natürlich hatte ich während des ganzen Films ein seltsames Deja-Vu-Gefühl. Aber ich dachte, ich hätte nur den Trailer gesehen.

Aber auch das wäre ja nicht so beunruhigend. Doch das, was Gestern passiert ist, das ist schon fast beängstigend. Ich habe innert weniger Stunden komplett vergessen, was ich überhaupt mit meinem Blogpost sagen wollte. Ich kann mich an den Zeitpunkt der Idee erinnern, ich kann mich an das Gefühl der Pointe erinnern, die ich schreiben wollte. Aber nicht mehr daran, was es war. Wie wenn man aus einem Traum aufwacht und man erinnert sich noch, dass man irgendwas tolles machen wollte. Wenn man aber versucht sich zu erinnern, wie das genau war, ergibt nichts mehr einen Sinn.

Es ist jetzt 1:30 Uhr und ich gehe nun schlafen. Ich bin gespannt, ob ich morgen früh noch weiter schreiben kann. Ich könnte im Text oben wahrscheinlich irgendwelche hinweise darauf verstecken, worauf ich hinauswollte. Aber ich tue es nicht. Selbstexperiment! Ich könnte auch falsche Hinweise verstecken. #Memento. Aber das werde ich auch nicht tun.

memento

Zwölf Stunden später. Wer hätte das gedacht. Mein Kopf ist tatsächlich wieder leer. Zumindest auf dieses Thema bezogen. Gut, ich hatte vorher ein bisschen Alkohol getrunken und womöglich liegt es daran. Aber es ist wieder dasselbe: Ich erinnere mich an das Gefühl, aber nicht an den Inhalt. Womöglich gab es aber diesen mythischen Moment in der Vergangenheit, an welchem ich genau wusste, was ich sagen wollte, gar nicht. Was mich erneut an Memento erinnert. Ich glaube der Film ist auf Netflix, sollte ihn mal wieder schauen.

Aber ernsthaft: Manchmal mache ich mir tatsächlich Sorgen um die Gesundheit meines Denkorgans. Wenn ich mich zurückerinnere (hahahahaha, wie ironisch) konnte ich mir Dinge noch nie wirklich gut merken. Es gibt nur zwei Arten von Sachen, die mir im Gehirn bleiben: Dinge, die mich ausserordentlich interessieren (Wissenschaftlicher Kram, sinnloses Nischenwissen und ähnliches) und Dinge, die mein Gehirn für ausserordentlich wichtig hält (Was Person X zum Zeitpunkt Y, der mindestens Z Jahre her ist, gemacht hat und ähnliches). Manchmal kann ich mit solch unerwartetem Wissen beeindrucken. Man hat mich auch schon «The Brain» genannt, deswegen. Meistens aber nicht.

Vielleicht versuche ich auch, mehr in meinen Kopf hineinzukriegen, als überhaupt platz hat. Geht das anderen auch so? Vielleicht halte ich mich für Klüger, als ich eigentlich bin. Womöglich bin ich genetisch gar nicht imstande grossartige Gehirnakrobatik zu leisten. Es würde mich interessieren, ob es einen Kausalzusammenhang zwischen Intelligenz und gutem Gedächtnis gibt. Bekanntlich kann ich nur schwer analoge Zeit lesen und Kopfrechnen stellt für mich oft ein schier unüberwindbares Hindernis dar. Ob ich deshalb auch vergesslicher bin? Ich redete mir früher ein, dass «Rechnen dem Computer überlassen» mehr Platz im Gehirn schaffe. Wahrscheinlich ist es aber genau umgekehrt.

Ach, was soll’s? Meine grösste Angst ist es, zu merken wie ich verblöde. Hoffentlich ist mein Gehirn also Mus bevor es das davon etwas mitkriegt.

Cheers, pfoffie


Kommentare

Eine Antwort zu „Brauche ich Gehirntraining?“

  1. Avatar von Bernadette Jossen
    Bernadette Jossen

    Hey René das hast du gut geschrieben. Aber du bist nicht blöd, du musst dich ja jeden Tag so konzentrieren bei der Arbeit.

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